Psychisch kranke Menschen stünden immer in der Gefahr, gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden, da ihre Erkrankung weniger akzeptiert würde als ein Beinbruch oder eine organische Erkrankung, sagte Tillmann im Gespräch mit dem Leitenden Arzt Dr. Thomas Reker, dem kaufmännischen Leiter Paul Hakenesch und der Pflegedienst-Leiterin Susanne Tödtmann-Weidemann. Mit seinem Besuch wolle er daher deutlich machen, dass die WKP Münster nicht nur zufällig in Münster liege, sondern in erster Linie auch für die Münsteranerinnen und Münsteraner da sei. "Eine psychische Erkrankung kann jede und jeden treffen", so der Oberbürgermeister. Eine solche Erkrankung belaste dann auch immer nicht nur den Erkrankten, sondern dessen ganze Familie und sein näheres soziales Umfeld.
"60 Prozent unserer Patienten kommen aus Münster", erläuterte Reker. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 4000 Patientinnen und Patienten durch die 55 Ärztinnen und Ärzte der WKP behandelt und 4000 weitere durch die Ambulanz betreut worden. Auf dem Gelände befinden sich im Krankenhausbereich die Abteilungen für Allgemeinpsychiatrie, für Gerontopsychiatrie, die Abteilung für Suchtkrankheiten und die internistisch-psychiatrische Abteilung sowie drei Tageskliniken. Ein Pflegeheim und Wohnhäuser für chronisch Kranke runden das Leistungsangebot ab.
Im Spektrum der Krankheitsbilder seien in den letzten Jahren insbesondere bei den Suchtkrankheiten und bei den Depressionen Zunahmen zu beobachten. Immer sei dabei auch ein starkes Stadt-Land-Gefälle zuungunsten der Stadt festzustellen, sagte Reker.
Der Leitende Arzt ging auch auf die wechselhafte Geschichte der 123 Jahre alten Klinik ein. In ihren Anfängen seien auf demselben Gelände im annähernd gleichen Gebäudebestand 1300 Patientinnen und Patienten durch 13 Ärzte betreut worden. "Das zeigt, dass es damals nur um Wegsperren und Ruhigstellen ging, nicht um Behandeln und Therapieren", so Reker. Heute hielten sich dagegen jeden Tag etwa 400 Patienten in der Klinik auf, zunehmend mehr würden teilstationär und ambulant betreut.
Der Oberbürgermeister zeigte sich bei einem Rundgang durch Arbeitsbereiche und Stationen - darunter auch die Arbeitstrainingwerkstatt zum (Wieder-)Erlernen von Arbeitsstrukturen und -Prozessen - beeindruckt vom Standard der aktuellen psychatrischen Behandlungsmöglichkeiten. In den letzten Jahren seien 13 Millionen Mark investiert worden, berichtete dazu der kaufmännische Leiter Hakenesch. Besonders begrüßte Tillmann auch die enge Zusammenarbeit der Klinik mit anderen ortsnahen psychiatrischen Einrichtungen und Diensten.
Auch die wirtschaftliche Bedeutung der Klinik kam zur Sprache. Insgesamt beschäftige die Einrichtung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe 950 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sagte Hakenesch. Die Ausbildung junger Menschen werde großgeschrieben: Insgesamt 80 Auszubildende befänden sich zurzeit in der Krankenpflegeschule, darüber hinaus aber auch im handwerklichen Bereich und in der Verwaltung.