Um sein anspruchsvolles Vorhaben in Richtung "Sozialagentur" umzusetzen, kann das Amt nach Angaben von Michael Willamowski in den nächsten drei Jahren über zwei Millionen Mark für zusätzliches Personal und Fortbildung verfügen. Längerfristig wird sich dieser Aufwand für den städtischen Etat durch Einsparungen aber bezahlt machen. "Schließlich wollen wir durch qualifizierte Beratung den Menschen helfen, schneller und auf Dauer wieder von Sozialhilfe unabhängig zu werden", so der Amtsleiter.
Zurzeit beziehen 5500 Haushalte Hilfe zum Lebensunterhalt. Sie sprechen regelmäßig im Stadthaus III am Albersloher Weg vor, denn irgend etwas ist immer zu belegen oder zu beantragen. Mal wurde die Miete erhöht, dann steht eine Heizkosten-Nachzahlung an, die Versicherung ist teurer geworden, die Waschmaschine muss repariert werden, die regelmäßigen Nachweise sind fällig, dass man sich um eine Arbeitsstelle bemüht.
"Viele würden lieber heute als morgen arbeiten, um eigenes Geld zu verdienen - anstatt immer wieder in der Schlange zu warten und dann im Eilzugtempo bedient zu werden, damit die anderen nicht noch länger vor der Tür sitzen müssen", erläutert Helga Stolpmann. Die Personal- und Organisationsentwicklerin hat mit einem Team von Kolleginnen und Kollegen aus dem Amt die neuen Service-Strukturen erarbeitet und damit mehrere Anträge von Ratsfraktionen aufgegriffen. Dabei drängte sich auch die Frage nach zusätzlichem Personal auf: In Münster betreut ein Mitarbeiter 138 Sozialhilfe beziehende Haushalte (etwa 300 Personen), in anderen Städten vergleichbarer Größenordnung sind es weniger als 100 Haushalte.
Ein wichtiges Stichwort lautet künftig "Hilfeplanverfahren", erläutert Abteilungsleiterin Beate Scholz. Danach wird mit jedem Sozialhilfebezieher ein individueller Plan erarbeitet, der wenn irgend möglich eine realistische Perspektive für ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben ohne Sozialhilfe aufzeigt. Der Einstieg erfolgt beim erstmaligen Antrag auf Sozialhilfe in einem ausführlichen Beratungsgespräch nach Terminvereinbarung. Die Umsetzung der einzelnen Etappen dieses Hilfeplans erfolgt in enger Abstimmung mit dem jeweiligen Mitarbeiter des Amtes.
Mit dem Schreiben des Vermieters über die Mieterhöhung, der Heizkostenrechnung, der Mitteilung der Versicherung oder dem Antrag auf eine neue Waschmaschine gehen Sozialhilfebezieher ab 1. Juni in das neue Kundenzentrum im Erdgeschoss des Stadthauses III. Dort können Unterlagen abgegeben und Anträge gestellt werden, es gibt allgemeine Auskünfte zur Sozialhilfe und schriftliches Informationsmaterial. Das Kundenzentrum ist durchgehend geöffnet - Montag bis Mittwoch von 8 bis 15.30 Uhr, Donnerstag bis 18 Uhr, Freitag bis 12 Uhr.