Tschanguiz Pahlavan, der nach Auslandsstudien z.B. in Wien und Frankfurt als Kul-tursoziologe an mehreren Universitäten im Iran gelehrt hatte, wird heute in seiner Heimat als Staatsfeind verfolgt. Er hatte im Frühjahr 2000 zusammen mit weiteren ira-nischen Regimekritikern an der Berliner Konferenz zum Thema "Der Iran nach den Präsidentschaftswahlen" teilgenommen. Während seine Kollegen nach ihrer Rückkehr vom iranischen Revolutionsgericht zu teilweise langjährigen Haftstrafen verurteilt wor-den waren, blieb er durch einen Zufall länger in Deutschland und entging so der Straf-verfolgung. Er blieb mit Hilfe der Heinrich Böll-Stiftung zunächst in Berlin und wurde dann durch die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte unterstützt.
Die Schriftstellervereinigung PEN, die sich für die Betreuung verfolgter Autoren enga-giert, nahm ihn als siebten Stipendiaten in ihr seit 1999 laufendes internationales Pro-gramm "Writers in exile" auf. Im Rahmen der Arbeit an Münsters "Lokaler Agenda" regten der Initiativkreis "Münster - Stadt der Zuflucht" und die Gesellschaft für be-drohte Völker die Übernahme dieses Stipendiums durch die Stadt Münster an. Es wurde Ende März vom Rat der Stadt Münster beschlossen und sieht die Unterstützung des Autors mit einem Stipendium von jährlich 60 000 Mark vor.
Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann hieß den neuen Gastbürger willkommen und erinnerte an die besondere Rolle und Verpflichtung Münsters als "Stadt des Friedens und der Toleranz", Zeichen zu setzen gegen Unterdrückung und politische Verfolgung. Das Selbstverständnis der kulturorientierten Stadt schließe multikulturelle Orientierung ein, sie verfüge über eine große internationale Offenheit, die auch in der hiesigen "Li-teratur-Szene" deutlich werde.
Bei der Begegnung mit dem Oberbürgermeister zeigte sich Pahlavan sehr angetan von Münster als Gastgeberstadt. Er fühle sich in der Westfalenmetropole sicher und gut aufgehoben und werde die hier gegebenen Arbeitsmöglichkeiten intensiv nutzen, etwa auch durch Kontakte zu Schriftsteller-Kollegen und wissenschaftlichen Aus-tausch, Beteiligung am Lyrikertreffen sowie durch Übersetzungen zeitgenössischer deutscher Poesie in die persische Sprache.