Am und um das Haus hängen tagelang Teppiche über Balkongeländer und Zaun. Woher sollen die Roma-Familien wissen, dass sich deutsche Nachbarn daran stören? Teppiche wäscht man zweimal im Monat mit reichlich Wasser. Bei schlechtem Wetter dauert es eben länger, bis sie trocken sind. Staubsauger und Nasssauger kennen die Flüchtlinge aus ihrer Heimat nicht.
Um den Konflikt zu durchschauen, muss man zwei Lebenswelten kennen, die der Roma und die der deutschen Nachbarn. Dann kann man den Flüchtlingen einleuchtend erklären, warum sich Nachbarn ärgern und ablehnend verhalten - und findet Bereitschaft, es mit einem Nasssauger als hygienisch einwandfreie Alternative zu versuchen. Diese Vermittlungsarbeit leistet Fadil Mehmeti, der seit zwölf Jahren in Deutschland lebt und als Roma die Kultur der Flüchtlinge kennt.
Die neue Form der Integrationsarbeit für die 1600 Roma-Flüchtlinge aus dem Kosovo hat der Nationworker zunächst als Honorarkraft im Auftrag des Dezernenten für die Koordination von Flüchtlingsfragen erprobt. Mittlerweile unterstützt das Arbeitsamt Münster die Tätigkeit durch ABM-Finanzierung.
Nun ist Fadil Mehmeti für den Kommunalen Sozialdienst des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien regelmäßig in Wohnquartieren tätig, in denen viele Romafamilien leben. In der Waldsiedlung Osthuesheide, im Umfeld des Stadtteilbüros Coerde und am Meckmannweg soll er als Brückenperson zwischen den Kulturen Spannungen abbauen oder besser gar nicht entstehen lassen.
Das kann auch heißen, dass vermittelt wird, warum eine bestimmte Verhaltensweise von der Umgebung definitiv nicht akzeptiert wird. Beispiel Meckmannweg: Warum es Nachbarn hierzulande stört, wenn sich das intensive Gemeinschaftsleben auf dem Rasen vor dem Haus abspielt, wussten die Flüchtlinge nicht. Nun wurde hinter der Unterkunft mit einfachen Mitteln ein alternativer Treff hergerichtet, damit Kinder spielen und Eltern sich unterhalten können.
Fadil Mehmeti ist mit seiner Vermittlungsarbeit auch bereits mehrfach an die Öfentlichkeit getreten. Beispiele sind die Ausstellung "Signale für ein friedliches Zusammenleben" und ein Kulturabend in der Waldsiedlung.