Obwohl das Ergebnis der Grundlagenstudie nur ein erster Schritt ist, die umfangreiche Arbeit an der – einschließlich Anlagen – rund 700 Seiten starken Expertise "Von der Regionalbahn zur Stadtbahn Münster-Münsterland" hat sich gelohnt. Stadtrat Schultheiß: "Erstmals liegt damit überhaupt ein detailliertes Gutachten zu einer Stadtbahn für Münster und das Münsterland vor. Jetzt haben wir eine solide Grundlage für die öffentliche Diskussion, die politische Beratung und Beschlussfassung zum weiteren Verfahren."
Die Studie wurde vom Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH (Aachen) unter Mitwirkung von Prof. Dr.-Ing. Heimerl vom Verkehrswissenschaftlichen Institut der Universität Stuttgart erstellt. Ein Kreis von Fachbetreuern, unter ihnen Vertreter des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Münsterland, hat die Arbeit unter Leitung der städtischen Verkehrsplanung begleitet.
Eine Vorlage zum Ergebnis des Gutachtens und zum weiteren Verfahren wird am 18. September im Planungsausschuss beraten. Voraussichtlich im November wird der Rat abschließend entscheiden. Für die Beratung und die öffentliche Diskussion hat das Planungsamt eine 72 Seiten starke Kurzfassung des Gutachtens erstellt. Diese gibt es, ebenso wie die Ratsvorlage, in der Bürgerberatung im Stadthaus I (Schutzgebühr für die Gutachten-Kurzfassung: 5 Mark).
Sollten Stadt und Region die im Gutachten genannten Hürden nehmen, schlagen die Gutachter ein "integriertes Regio-Stadtbahn-System" für Münster und das Münsterland mit einem darauf abgestimmten Busangebot für vier Korridore vor, erläuterte Dipl.-Ing. Dietmar König aus der Abteilung Verkehrsplanung im Stadtplanungsamt. Dabei handelt es sich um zwei Durchmesser-Linien mit vier Streckenästen: Gievenbeck – Hauptbahnhof und Hauptbahnhof – Wolbeck – Neubeckum; Burgsteinfurt – Kinderhaus – Hauptbahnhof und Hauptbahnhof – Hiltrup – Hamm.
Über eine solche Regio-Stadtbahn könnte erst entschieden werden, wenn eine Reihe noch offener Grundsatzfragen geklärt und planerische und politische Voraussetzungen erfüllt sind, so Dr.-Ing. Friedrich-Wilhelm Oellers, Leiter der Abteilung Verkehrsplanung. Dazu gehören die Fragen der verkehrstechnischen und städtebaulichen Machbarkeit und der politischen und öffentlichen Akzeptanz einer Stadtbahnführung durch die Altstadt. Weiter wäre die betriebstechnische Machbarkeit einer stufenweisen Umsetzung zu klären. Und vor allem müssten auch die "Nachbar-Aufgabenträger" im Münsterland bei Planung, Bau und Finanzierung mitziehen, denn "eine Stadtbahn ohne Weiterführung in der Region wäre allein in Münster nicht tragfähig", so die Aussagen der Gutachter.
Damit sind wichtige Grundsatz- und auch Rechtsfragen noch offen, zudem können die planerischen und finanziellen Voraussetzungen nur mittel- bis langfristig geklärt werden. Deshalb empfiehlt die Verwaltung, zunächst einmal kurz- bis mittelfristig in der Stadt und der Region den Schienenpersonennahverkehr im DB-Netz und auf der WLE-Strecke durch Umsetzung der vorliegenden Beschlüsse, Nahverkehrs- und Ausbaupläne des Landes NRW zu stärken. "Diese haben für die nächsten fünf bis zehn Jahre allein im regionalen Schienenpersonennahverkehr ein Landes-Finanzvolumen von 250 bis 300 Millionen Mark für die Infrastruktur im Münsterland", rechnet Chefplaner Dr. Oellers vor.
Dazu gehören zum Beispiel: Modernisierung von drei regionalen Bahnstrecken im Münsterland, Neubau von zwei Haltepunkten in Münster, Modernisierung und Umbau des Hauptbahnhofs Münster, Wiederinbetriebnahe der WLE-Strecke Münster – Sendenhorst – Neubeckum für den Personenverkehr. Insbesondere die WLE-Strecke stimmt als "Regionalbahn-Vorläufer" exakt mit dem im Gutachten vorgeschlagenen Regio-Stadtbahn-Netz überein. Mit ihren fünf Haltepunkten im Stadtgebiet ist die WLE nicht nur ein wichtiger Baustein zur Verbesserung des Schienennetzes für die Stadtregion, sondern zugleich auch eine Vorstufe für eine mögliche Regio-Stadtbahn.