Andreas Klose, Dozent an der Fachhochschule Potsdam, beleuchtete in einem Fachvortrag die Herausforderungen an Arbeit mit und für junge Menschen, die sich in der Straßenszene aufhalten. Außerdem sprachen Markus Funk, Vorsitzender des Ausschuss für Kinder, Jugendliche und Familien, sowie Jugend- und Sozialdezernentin Dr. Agnes Klein. Spontane Grußworte einiger Gäste brachten die Verbundenheit vieler Kooperatinospartner mit der Streetwork zum Ausdruck.
Vor zehn Jahren wurde auf Initiative des Jugendamtes mit Bernhard Paschert Münsters erster Streetworker eingestellt. Er sollte die im Stadtbild und vornehmlich am Bahnhof auffällig gewordenen Punker in der Szene aufsuchen und ihnen Unterstützung anbieten. So sollten sie in Kontakt zu Einrichtungen der Jugendhilfe oder anderen Hilfsangeboten kommen.
"Als er die Arbeit aufnahm, hatte er nichts weiter als seine Person und ein kleines Büro im Jib, dem Jugendinformations- und Beratungszentrum in Bahnhofsnähe", berichtet Georg Piepel, heute Leiter der Fachstelle. Das erfolgreiche Modell wurde nach zwei Jahren mit einer festen Stelle abgesichert. "Dann übernahm ich die Arbeit unter ähnlichen Bedingungen, mit Ausnahme eines ausgebauten Kastenwagens, der aus Spendenmitteln angeschafft worden war."
Die Klientel der Streetwork besteht aber keineswegs nur aus Punkern. "Viele von den jungen Leuten unterscheiden sich äusserlich nicht von Gleichaltrigen aus intakten Familien", weiß seine Kollegin Heike Nees, seit zwei Jahren Streetworkerin. Der Kreis der Betroffenen, an den sich die Arbeit richtet, bestand zunächst aus etwa 50 Personen. Er wuchs kontinuierlich. Heute sind der Streetwork 200 bis 250 junge Menschen namentlich bekannt. Zur Hälfte von ihnen hat sich der Kontakt erst während der vergangenen zwölf Monate ergeben.
Mit der Nachfrage wuchsen die Angebote. Georg Piepel: "Einschneidenste Veränderung war 1995 die zweite Stelle für eine hauptamtliche Kollegin. Damit stand den vielen jungen Frauen auf der Strasse endlich eine weibliche Ansprechpartnerin zur Verfügung." Seit 1997 befindet sich die Anlaufstelle in der Hafenstrasse 43. Seitdem kommen täglich 30 bis 60 Personen in die Einrichtung. Zugleich hat die aufsuchende Arbeit in der Szene ihren hohen Stellenwert behalten. Wegen der großen Nachfrage in der Einzelhilfe wurde das Team – zunächst auf ein Jahr befristet - mit Petra Schlickbernd verstärkt.
"Die Probleme der jungen Menschen auf der Straße sind die gleichen wie vor zehn Jahren", so Georg Piepel, "Wir haben inzwischen ein sehr viel differenzierteres Hilfesystem. Dennoch wird es immer benachteiligte junge Menschen geben, die durch das soziale Netz fallen und die auf unkonventionelle Hilfsangebote wie die Streetwork angewiesen sind."