Georgina Starr (Jahrgang 1968) knüpft, wie bei anderen Arbeiten auch, an ältere Kinofilme an. Diesmal beruft sich die Londener Künstlerin auf Schlüsselszenen und miteinander verknüpfte Erzählstränge zweier Filme aus den Sechzigern: "Bunny Lake is Missing" von Otto Preminger und "Targets" von Peter Bogdanovich.
"Bunny Lake is Missing" handelt von einem Mädchen, das von der Schule nicht nach Hause kommt. Erzählt wird die Geschichte von einem tragischen Verlust, verbunden mit filmischen Reflexionen über das Mystische und die Intrige. Bunny Lake taucht erst am Ende des Films auf, und die meiste Zeit ist ihre Abwesenheit Beweis dafür, dass ihre Mutter geistig krank ist. An dieser Stelle hebt ihr Onkel das Mädchen aus dem Kofferraum seines Cabriolets und bringt es durch das leergeräumte Haus in einen aus Backsteinen gemauerten Garten, in dem er ihr Grab bereitet.
In "Targets" füllt Bobby den Kofferraum seines weißen Cabrios mit Waffen, fährt nach Hause und ermordet seine Familie in einem Akt denkbar roher häuslicher Gewalttätigkeit. Dann macht er sich mit seinem Cabrio auf, um - bei lauter Popmusik aus dem Autoradio - weitere Einwohner der Stadt zu töten. Zuletzt versteckt er sich im Open-Air Kino. Durch ein Loch in der hölzernen Leinwand schießt Bobby auf die Kinogäste, die sich "The Terror" (Roger Corman, 1963) anschauen.
Georgina Starr schafft mit Video (16-Millimeter-Film, Sound/Musik) und einem speziell angefertigten Auto ohne Dach - dem "Bunnylakemobile" - ihr eigenes Open-Air-Kino der besonderen Art. Mit ihrer Installation erkundet sie die Psychologie der unterschiedlichen Charaktere, aus Bunny Lake werden The Bunny Lakes. Die Betrachter folgen den Spuren von Gewalt auf einer "Reise" durch die Installation. Diese beginnt im Kofferraum des Autos, führt durch das leere Haus und den gemauerten Garten und endet im Open-Air-Kino, wo die Bunny Lakes sich auf ihre "Rache" vorbereiten.
Georgina Starr lebt und arbeitet in London. Seit 1993 werden ihre Arbeiten international ausgestellt. Folgende Einzelausstellungen hat sie realisiert (Auswahl): Ikon Gallery (Birmingham), Tate Gallery (London), Kunsthalle Zürich, Rooseum Zentrum für Zeitgenössische Kunst (Schweden), Stedelijk Museum Bureau (Amsterdam). Sie beteiligte sich an zahlreichen Gruppenausstellungen, zuletzt unter anderem im Palazzo delle Papesse, Centro Arte Contemporanea (Siena) und im Museum of Contemporary Art (Sydney). Die ersten zwei Folgen von Bunny Lakes wurden im Jahr 2000 in London (Casino Luxemburg, "Bunny Lakes Are Coming") bzw. im Jahr 2001 auf dem Pinksummer in Genua und der 49. Biennale in Venedig ("The Bunny Lake Collection") gezeigt.