Euripides hatte Medea die sagenhafte Königstochter im Drama als Gefangene zwischen Konventionen und eigenen Lebensvorstellungen geschildert. Durch diesen Konflikt wird sie zur Ausgestoßenen, zur Mörderin, deren Verhalten das soziale Gefüge ihrer Welt zu zerstören droht.
Im 19. Jahrhundert fasziniert die Maler der Romantik Medeas Bereitschaft, Gefühle ungeachtet jeder Konsequenz auszuleben. Eugène Delacroix setzte ihr mit dem Gemälde "Rasende Medea" ein unvergessliches Denkmal. Mit dem Beginn der Emanzipationsbewegung und der sich ändernden Stellung der Frau wird die Medea-Figur zum Vehikel, um Ängste und Ablehnung der Gesellschaft auszudrücken. Medeas Kraft wird gebändigt. So demonstriert Anselm Feuerbach in einer Gemäldeserie, dass Aufbegehren zu Einsamkeit und bitterer Reue führt.
Ekaterini Kepetzis arbeitet als Assistentin am Kunsthistorischen Institut der Universität Köln. Die Referentin promovierte über "Medea in der bildenden Kunst". Von ihr liegen Veröffentlichungen zu Hogarth, Winckelmann, Delacroix und Hopper vor.