Erstmals liegen dem Rat nun auch orientierende Grundaussagen zu Investitionsbedarfen der Musikhalle vor. Der Löwenanteil der Kosten für die Musikhalle würde demnach von der Stadt zu tragen sein. Denn für die Verwaltung steht fest, dass der Bau einer Musikhalle überwiegend oder gar ausschließlich durch private Investoren ohne "Kapitalkonsequenzen" für die Stadt eine unerfüllte Hoffnung bleibt. Deshalb werde es sich nicht umgehen lassen, das definitive Finanzierungsmodell auf den Hauptinvestor und -kostenträger Stadt zuzuschneiden.
"Jede private Spende, jede private finanzielle Förderung ist und bleibt aber wichtig und senkt die Finanzierungslast für die Stadt vor allem bei den Folgekosten", lässt Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann gleichwohl keinen Zweifel, dass die "Public-Private-Partnership" bei der Finanzierung nicht zum Alleingang der öffentlichen Hand werden kann und darf. Das gelte nicht nur, aber gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage.
Deutlicher Finanzierungsvorbehalt
"Sowohl der Rat als auch der Oberbürgermeister haben von Beginn an bereits das Teilprojekt ‚Musikhalle‘ immer unter einen klaren Finanzierungsvorbehalt gestellt", erinnerte Tillmann. Dies gelte naturgemäß auch für das Projekt im Rahmen des Kulturforums. Es könne nur und erst dann realisiert werden, wenn es auch aus der Sicht aller Beteiligten nachhaltig, also in Bau und Betrieb finanzierbar sei. Allerdings wäre es aus Sicht des Oberbürgermeisters nicht angemessen, wenn man jetzt aufgrund der besonders schwierigen Haushaltslage bereits die Planungen nicht weiterverfolge, auch wenn die endgültige Realisierung wohl nicht mehr eine Sache dieser Wahlperiode sei.
"Das Projekt ist nicht im Sprint zu regeln. Es ist wohl mehr ein Langstreckenlauf mit Hürden. Aber trotzdem: Die Chance auf die Option Kulturforum wird es nur einmal geben", erklärte der Oberbürgermeister. Deshalb lässt er auch keinen Zweifel am Willen der Verwaltung, das Projekt "Kulturforum Westfalen" weiter voranzubringen und bei allen Beteiligten um Zustimmung zu werben. "Wir haben in den zurückliegenden Wochen zielstrebig verhandelt und gearbeitet", so Tillmann. "Das konnte in diesem Stadium nicht immer unter den Augen der Öffentlichkeit geschehen, aber die Vorlagen sind dafür Beleg."
Als Ergebnis vieler Gespräche soll eine "klassische" Finanzierung der Musikhalle über Kommunalkredite vorrangige Grundlage von Finanzierungsmodellen sein. Die Investitionskosten für die Kernfunktionen der Halle betragen 65 bis 70 Millionen Mark. Ausgangsgröße für diese Schätzung ist der Baumassen-Entwurf eines Frankfurter Architekturbüros für eine Musikhalle auf dem südlichen Schlossplatz. "Diese Zahlen sind erste Orientierungsgrößen und Näherungswerte - nicht mehr!", stellte Tillmann klar. "Die städtebaulichen Anforderungen und architektonischen Entwürfe für eine Musikhalle auf dem Hindenburgplatz können und werden vermutlich ganz anders aussehen. Das muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass es teurer wird."
Großes Lob für bürgerschaftliches Engagement
Ein großes Lob enthält die Vorlage zum Engagement des Vereins Musikhalle, des Vereins der Kaufmannschaft und vieler Anderer. "Es ist schon beachtlich, was hier geleistet wird. Und dabei denke ich nicht allein an die bereits zugesagten Fördermittel, die aus privater Tasche in das Projekt Musikhalle fließen sollen", dankte Dr. Tillmann den Akteuren und Förderern der Musikhalle.
Der Verein startet mit beachtlichem Erfolg eine Konzertreihe zugunsten der Musikhalle. Die mit Hilfe der Kaufmannschaft gegründete Stiftung wird bald ihre Arbeit aufnehmen. Die "Blaue Note" ziert als "Bekennernadel" so manches Revers. "Dieses Engagement ist ein wichtiger und bedeutender Beitrag auf dem Weg zu einer möglichen Projektrealisierung. Und er ist unverzichtbar für sein Gelingen", betont der Oberbürgermeister.
Verbleib des Send und Untertunnelung vorgeprüft
Auf gutem Wege zu einer Einigung mit dem Land sei man hinsichtlich der Nutzung der landeseigenen Liegenschaft Hindenburgplatz, so Tillmann weiter. Der Platz soll für Musikhalle und Museum nach der Zusage des Landes "im Ergebnis kostenfrei" zur Verfügung stehen.
Auch die Aufträge des Rates, den Verbleib des Send und eine Untertunnelung der Straße Hindenburgplatz zu prüfen, hat die Verwaltung in Angriff genommen. Demnach ist ein Verbleib des Send auf dem Hindenburgplatz nicht völlig ausgeschlossen, auch wenn der bisherige Stand der Erkenntnisse eher auf eine Verlagerung hindeutet. Endgültige Klarheit zur Lage der beiden Bauwerke und zur dann noch verbleibenden Fläche soll aber das anstehende städtebauliche Werkstattverfahren bringen.
Anders sieht es mit einer Untertunnelung der Straße Hindenburgplatz aus. Die Verwaltung schlägt vor, diese Idee nicht weiter zu verfolgen. Der städtebauliche Ansatz, mit einer Untertunnelung den ungestörten ebenerdigen Zugang zum Kulturforum und so eine bessere Anbindung an die Innenstadt zu erreichen, sei prinzipiell richtig. Doch die Kosten wären hoch und die technischen Restriktionen (zum Beispiel durch Rampen) erheblich. Mit kleineren oberirdischen Maßnahmen ließen sich vergleichbar positive Effekte erzielen.
Wettbewerbsverfahren ist nächste Etappe
Gemeinsam mit dem Land, dem Landschaftsverband und der Regionale 2004 hat die Stadtverwaltung ein Konzept zu einem Wettbewerbsverfahren für den Städtebau und die Hochbaukonzeption des Projektes entwickelt. Das städtebauliche Verfahren sieht die Beteiligung der Öffentlichkeit vor. Es soll möglichst Ende 2002 abgeschlossen sein.
Das Ergebnis des Verfahrens liefert dann die Vorgaben für einen Hochbau-Wettbewerb, der an dieser Stelle höchste Anforderungen an die beteiligten Architekturbüros stellen wird. "Das wird eine besonders schwierige und herausfordernde Aufgabe", setzt der Oberbürgermeister auf das Interesse internationaler Büros, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen.
Vorlage ist kein Baubeschluss
Trotz der großen Fortschritte dämpft Tillmann Erwartungen, dass die Bagger schon in nächster Zeit rollen können. "Wir können das Projekt wohl nur Schritt für Schritt voranbringen", stellt er klar, "und da stehen als nächstes die Entscheidungen für die konkrete Planung auf der Tagesordnung." Die nun im Rat und in der Landschaftsversammlung anstehenden Beratungen und Beschlüsse seien lediglich der Startschuß für weitere Schritte und Verhandlungen.
Zugleich dürfe die Stadt die finanzpolitischen Rahmenbedingungen nicht aus den Augen verlieren. "Es bleibt weiterhin bei dem von mir formulierten und vom Rat mehrfach bestätigen Finanzierungsvorbehalt. Wir müssen uns daher vor einer definitiven Bauentscheidung detailliert über die Konsequenzen im Klaren sein. Dafür bedarf es einer intensiv durchdachten und geprüften Beurteilungsgrundlage, zu der eben auch die Erkenntnisse aus den jetzt vorgeschlagenen weiteren Planungsschritten gehören." Erst auf dieser Basis könne und solle die endgültige Entscheidung über den Bau der Musikhalle bzw. des Kulturforums insgesamt gefällt werden.