"Innerhalb der gesamten Verwaltung ist ein Spar- und Konsolidierungsprogramm mit etwa 140 Einzelvorschlägen abgestimmt worden, die alle Fachbereiche betreffen", erklärte Tillmann. Insofern sei es nicht gerechtfertigt, eine besondere Benachteiligung des Sports zu kritisieren und persönliche Vorwürfe an die Sportdezernentin zu richten. Hier gehe in der Diskussion sowohl in der Form als auch inhaltlich eindeutig die Maßstäblichkeit verloren.
Der Verwaltungschef zeigte sich dagegen sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung bei den Spar- und Konsolidierungsbemühungen. "Wir sind dem Ziel, 60 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren einzusparen, einigermaßen nahegekommen", sagte Tillmann. Der weitaus größte Teil werde innerhalb der Verwaltung durch Umorganisation, Stellenabbau und Arbeitsverdichtung erbracht. Bei der Erarbeitung dieser Vorschläge hätten sich die Ämter und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr kooperativ und konstruktiv gezeigt.
Gravierende Einschnitte bei der Service- und Dienstleistungsfunktion der Verwaltung für die Bürgerinnen und Bürger hätten so wohl zunächst noch vermieden werden können. Allerdings wachse der Druck auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Hauptteil der Sparkonsequenzen durch weiter erhöhte Arbeits- und Leistungsanforderungen tragen müssten. "Das geht natürlich auf die Dauer nicht so weiter. Irgendwann sind auch Serviceeinschränkungen unausweichlich", so Tillmann.
Es sei daher unumgänglich, dass auch außerhalb der Verwaltung gespart werden müsse und Einsparungen im öffentlichen Haushalt somit auch zu höheren Belastungen bei Bürgerinnen und Bürgern führen könnten, wenn man das Einsparziel erreichen wolle. "Dass dies alle Politikbereiche betrifft, war immer klar und ist von mir schon lange vor Vorlage der konkreten Vorschläge immer so angekündigt worden", sagte Tillmann.
Dass am Sparen kein Weg vorbei führe und die Haushaltsprobleme in Münster nicht hausgemacht seien, sei im Übrigen unumstritten. Erst vor wenigen Tagen habe der Städte- und Gemeindebund auf die durch Steuerausfälle dramatisch verschlechterte Finanzlage der deutschen Kommunen hingewiesen.
Allerdings sei die Debatte mit den Vorschlägen der Verwaltung nicht abgeschlossen, sondern sie beginne gerade erst. "Das Ergebnis der Diskussion ist offen", betonte der Oberbürgermeister. Auch deshalb würde er sich mehr Gelassenheit wünschen. Wenn es in den einzelnen Fachbereichen, also auch im Sport, bessere Vorschläge gebe, die das Ziel ebenso gut erreichten, seien Rat und Verwaltung dafür offen. "Es geht aber nicht an, dass Einzelne nur sagen: 'So nicht und bei mir nicht‘ und keine Alternativen aufzeigen", erklärte Tillmann.
Da die gegenwärtige Diskussion im Sportbereich besonders heftig geführt werde, bat Tillmann in einem Brief an die Turngemeinde Münster, die besonders heftige Kritik an Sportdezernentin Boldt übt, um "Fair play" nicht nur im Sport selbst, sondern auch in der Sportpolitik. "Es ist jedem unbenommen, seine Interessen zu artikulieren und zu vertreten, aber man muss die Maßstäbe wahren und auch nach einer so geführten Diskussion noch weiter konstruktiv zum Wohl der Stadt zusammenarbeiten können", so Tillmann.