Umgeben von den Diensträumen der Stadtverwaltung installiert der Münsteraner zwei Wochen lang bis zum 31. Januar ein multiples-künstlerisches Betriebsbüro. Präsentiert wird es innerhalb der Kulturamtsreihe "Ausstellungsraum Münster". Zur Eröffnung am Donnerstag, 17. Februar, um 20 Uhr spricht Dr. Gail Kirkpatrick. Passend zur Eurowende zieht in dem zentral gelegenen Ausstellungsforum am Rathausinnenhof Kosellecks "Büro für deflationäre Maßnahmen" ein, welches Geld registriert, signiert, laminiert und damit aus dem Verkehr zieht. Ruppe Koselleck legt selbst Hand an: Von dienstags bis freitags 10 bis 13 Uhr wird er vor Ort tätig sein und dafür sorgen, dass laminierte Banknoten im Preis vehement steigen.
Mehr noch: Der Künstler setzt sich als maßlos überforderter Sachbearbeiter in wechselnden Arbeitsplätzen ein. Soeben noch als neuer "Nicht-Raucher" im Zigarettenkippen-Verkauf aktiv, wartet schon der Nachbarschreibtisch, an dem die Nikotin-Surrogate - sprich Gummibärchen - verwaltet und verkauft werden wollen.
Das Recht und die Pflicht einer jeden künstlerischen Generation sich wieder und wieder neu zu erfinden, wird in Kosellecks "Positionen zur Bürokratie" künstlerisch verwaltet. Die Kunst des Künstlers sich selbst zu verwalten, beziehungsweise seine künstlerische Arbeit nicht nur zu erfinden, nein sie sogleich zu erfassen, zu nummerieren und zu registrieren, wird anhand seiner Positionen nicht nur artig illustriert, sondern zugleich ästhetisch desillusioniert. Wird der Künstler nicht von der Öffentlichkeit registriert, so beginnt er die Öffentlichkeit zu registrieren.
Strategien absurder Öffentlichkeitsarbeit katalogisiert Ruppe Koselleck in bürokratischen Systemen und Subsystemen. Neben- wie Hauptsächlichkeiten des alltäglichen Geschehens werden mittels einer sensiblen Registratur ineinandergefügt. Verstecktem wird aufgespürt, Aufgespürtes wird versteckt, es werden Fallen gestellt und Chroniken einer möglichen Entdeckung erfunden. "Zwischen bürokratischer Wirklichkeit und wirklicher Bürokratie werden Kosellecks Positionen wörtlich richtig verortet, geprüft und folgerichtig im Herzen einer städtischen Verwaltung gezeigt", so Ausstellungskuratorin Dr. Gail Kirkpatrick vom städtischen Kulturamt. Zu den "Positionen" gehören auch die Tapetentagebücher von Ruppe Koselleck. In ihnen hat er exakt seine künstlerischen Arbeiten aufgelistet, die in den letzten sechs Jahren entstanden. Vollständig, akribisch und peinlich genau. Aus diesen Büchern wird der Künstler am Donnerstag, 31. Januar, um 20 Uhr in der Stadthausgalerie lesen.
Arbeiten von Ruppe Koselleck, Absolvent der Kunstakademie Münster und Stipendiat im CAS (contemporary art and spirits) im japanischen Osaka, waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, darunter in der Hazienda de Cortés in Cuernavaca in Mexiko. Sein "Büro für deflationäre Maßnahmen" wurde vor der münsterschen Stadthausgalerie in Berlin in der Galerie Felixleiter gezeigt.
Öffnungszeiten Stadthausgalerie: Dienstag bis Freitag, 10 bis 20 Uhr, Samstag/Sonntag 12 bis 18 Uhr