"Mittlerweile gehen unsere Mitarbeiter auf dem Zahnfleisch", weiß Einsatzleiter Jürgen Vennemann von den AWM zu berichten. "Selbst über die Weihnachtsfeiertage waren 30 Leute im Dienst, und dann ging es nach dem Jahreswechsel noch eine Woche weiter mit den Nachteinsätzen." 60 Mitarbeiter sind in den vergangenen Wochen jede Nacht in Rufbereitschaft gewesen und zu den verschiedenen Gelegenheiten ausgerückt. Per Telefon werden die Winterdienstler auch zu nachtschlafender Zeit alarmiert. Spätestens eine Stunde nach dem nächtlichen Anruf rollen die Räumfahrzeuge in der Regel bereits vom Hof.
Mehr als sieben Stunden dauerte es nach den heftigen Schneefällen in der Nacht zum 30. Dezember, bis die Räum- und Streufahrzeuge die Hauptverkehrsstraßen geräumt und gestreut hatten. Zeitig zum Sonntagsverkehr waren die wesentlichen Routen wieder frei. Für Langschläfer bleiben die fleißigen Salzstreuer meist unsichtbar. Um der Schnee- und Eismassen Herr zu werden, mussten zudem Mitarbeiter des städtischen Tiefbauamts und des Amtes für Grünflächen und Naturschutz sowie eine Reihe münsterscher Firmen ausrücken, die mit ihrem Personal und ihren Fahrzeugen die Kräfte der AWM im Ernstfall unterstützen. "Anders ist ein so großes Straßennetz nicht zu bedienen", so AWM-Werkleiter Patrick Hasenkamp. "365 Kilometer Straßen und 320 Kilometer Radwege fahren wir bei einem Einsatz ab".
Vorrangig werden die Hauptstraßen geräumt, um den Bürgerinnen und Bürgern eine Grundmobilität zu garantieren. Mit diesem Anspruch gehen die AWM über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Damit der öffentliche Nahverkehr nicht zusammenbricht, wird in Münster entlang der meisten Buslinien und an den Haltestellen geräumt. Die Radfahrer profitieren von der Arbeit der 14 Radweg-Streufahrzeuge. 125 000 Euro kostet ein großer Räumeinsatz in einer einzigen Nacht. "Wenn wir auch die Nebenstraßen von Eis und Schnee befreien wollten, würden sich die Kosten mindestens verfünffachen", rechnet Hasenkamp vor.
"Die Münsteranerinnen und Münsteraner mögen gerne Schnee, aber lieber in den Bergen als vor der Haustür", meinte Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann. Er habe weder an der Organisation noch an der Arbeitsleistung der AWM-Mitarbeiter etwas zu bemängeln. Allerdings könne er auch verstehen, wenn sich Autofahrer sowie ältere oder gehbehinderte Menschen einen umfassenderen Winterdienst wünschten. Er appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, sich in ihrem Verhalten der Witterung anzupassen.
So fest hatte der Winter die Stadt im Griff, dass nun sogar die Salzvorräte knapp wurden. "Dabei hatten wir 1200 Tonnen Salz gelagert – genug, um 350 große Streufahrzeuge auszurüsten". Nachdem mittlerweile auch die Streusalzfirma wieder lieferfähig sei, könne es ruhig wieder kalt werden, meint Winterdienstler Jürgen Vennemann.