"Angesichts der politischen Situation in Palästina und Israel ist es von zentraler Bedeutung, neben den täglichen Meldungen über Gewaltaktionen, Tote und Verletzte den Betroffenen das Wort zu geben, um Anliegen, Hintergründe und die Konsequenzen für den Alltag verstehen zu lernen", so das Anliegen der Veranstalter. Sahar Khalifa und Yahya Yakhluf haben in ihrem literarischen Werk Facetten dieses Konflikts, aber auch allgemeine Aspekte des menschlichen Lebens künstlerisch verarbeitet.
Khalifas Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Geboren in Nablus (Palästina), absolvierte sie erst nach einer traditionell arrangierten Ehe ein Anglistikstudium an der palästinensischen Universität Bir Zeit und in den USA und promovierte dort in amerikanischer Literatur und "Women Studies". Sie lebt in Amman (Jordanien) und in Nablus, wo sie 1988 das "Women’s Affairs Center" gründete, das Ableger in Gaza und Amman hervorbrachte.
Sahar Khalifa liest aus ihrem Roman "Das Erbe", der im Februar im Unionsverlag, Zürich, erschienen ist. Er behandelt die Thematik das Exils und der zweiten Generation von Exilanten. Die Protagonistin reist auf der Suche nach ihrem kulturellen Erbe in das Palästina der neunziger Jahre und sieht sich dort mit den gesellschaftlichen Verhältnissen nach dem Oslo-Abkommen konfrontiert.
Khalifas Romane vermitteln ein vielschichtiges Bild der palästinensischen Gesellschaft und zeigen, dass Frauenbelange nicht von sozialen und politischen Interessen zu trennen sind. Dazu gehören etwa die Romane "Der Feigenkaktus" (1975, dt. 1983), "Die Sonnenblume" (1980, dt. 1986) und "Das Tor" (1990, dt. 1994)
Yahya Yakhlufs Arbeiten wurden unter anderem ins Englische und Russische übersetzt. Das Werk umfasst sechs Romane, Kurzgeschichten, Gedichte und Essays. Geboren in Samach am See Genezareth, floh die Familie nach Jordanien, als die Stadt im Mai 1948 von zionistischen Kämpfern erobert wurde. Nach der Ausbildung zum Lehrer und dem Studium der Arabischen Literatur in Beirut war Yakhluf Generalsekretär der Arabischen Schriftstellervereinigung und Direktor der PLO-Kulturabteilung. Seit 1994 ist er stellvertretender Minister für Kultur in der Palästinensischen Autonomiebehörde.
Jüngstes Werk ist eine Triologie über die "Nakba" (die "Katastrophe"). Es handelt von Ereignissen um die Gründung des Staates Israel 1948 und den Folgen für die palästinensische Bevölkerung. Der erste Band "Ein See jenseits des Windes" (1991), aus dem er in Münster liest, schildert das Leben der palästinensischen Bevölkerung in Samach im Frühjahr 1948 in ihrer Natur- und Traditionsverbundenheit, den verzweifelten Kampf gegen die zionistische Besiedlung des Landes bis zu Vertreibung und Flucht, Angst und Not.