Es ist kaum verwunderlich, dass in dieser fahrradbegeisterten Stadt auch ein internationales Radrennen wie der Giro d’Italia Station macht. Die Organisatoren des 85. Giro d’Italia gingen gern auf die Bewerbung Münsters und Groningens ein, Ziel- und Startort der ersten Etappe am 12. Mai von den Niederlanden nach Westfalen zu sein, um das italienische Rennen zu einem Euro-Giro zu machen. Denn anlässlich der Einführung des Euro kommen die Radprofis 2002 durch die sechs Gründungsstaaten der Europäischen Währungsunion. An diesem Sonntag im Mai werden die Münsteraner und viele Gäste an der Strecke stehen und nicht – wie sonst täglich – selbst in die Pedale treten.
Das Rad ist in Münster das Dienst-, Einkaufs- und Freizeitfahrzeug der Wahl. Eine unausgesprochene Übereinkunft lässt die Münsteraner an erster Stelle zum Drahtesel greifen, wenn sie sich auf den Weg machen. Schon die Jüngsten radeln zum Kindergarten und für den Weg zur Arbeitstelle, zum Einkauf oder für einen Besuch bei Freunden greifen alle Generationen zunächst zum Drahtesel. Ob Oberbürgermeister oder Regierungspräsident, das Fahrrad ist für Jedermann ein selbstverständliches Verkehrsmittel. Im allgemeinen wird für Strecken bis zu fünf Kilometern das Rad genutzt. Aber in Münster als in der Fläche zweitgrößten Stadt Nordrhein-Westfalens werden im Alltagsverkehr auch längere Strecken mit dem Fahrrad gefahren. Viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt nutzen ihr Zweirad zu jeder Jahreszeit täglich über große Distanzen. Radfahrerfreundliche Regelungen machen die Entscheidung für das Rad leicht. Auf der 4,5 Kilometer langen Promenade ist es möglich, die Altstadt zu Fuß und natürlich auch mit dem Rad zu umrunden. Viele Abzweigungen erlauben die direkte Zufahrt in die City.
Um einen möglichst sicheren Radverkehr zu gewährleisten, werden ständig Gefahrenstellen im Straßenverkehr beseitigt. An Kreuzungen gibt es eigene Aufstellflächen für die Radfahrer vor den Autos, damit sie während der Grünphase zuerst starten können. An den Ampeln erhalten die Radler einige Sekunden vor den Autofahrern "Grün", so dass ihnen von rechtsabbiegenden PKWs nicht die Vorfahrt genommen wird. An großen Kreuzungen garantieren eigene Fahrstreifen zwischen den Spuren der Kraftfahrer direktes und sicheres Abbiegen. Die Möglichkeit, in vielen Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung zu fahren und Fahrradstraßen, in denen der Radverkehr Vorrang vor dem Autoverkehr hat, gibt es in Münster schon seit vielen Jahren.
Nicht nur die Münsteranerinnen und Münsteraner, sondern auch die vielen Pendler, die täglich in die Stadt kommen, sollen so oft wie möglich auf die Zweiräder umsteigen. Park-and-Bike-Anlagen am Stadtrand fördern die Nutzung von Fahrrädern in der Innenstadt und so eine wirtschaftliche Verkehrsform. Die Zahl der Autos in der Stadt ist niedrig, entsprechend geringer ist die Luftverschmutzung und anstelle eines Autoparkplatzes können mehrere Fahrradparkplätze eingerichtet werden.
Zahlreiche Fahrradständer in der ganzen Stadt und eine Idee aus der Autowelt sorgen für die notwendigen Parkplätze: Die Radstation, ein Fahrradparkhaus an Münsters Hauptbahnhof bietet 3300 Stellplätze und Service rund ums Rad. Zusätzlich verpflichtet eine Fahrradabstell-Satzung beim Bau neuer Gebäude zur Errichtung ausreichender Stellplätze für Räder.
In Münster gibt es rund 250 Kilometer Radwege. An 170 Kilometern sind die Fahrradwege gerade neu beschildert worden. Das Konzept für dieses bundesweit einheitliche Wegweisungs-System stammt aus Münster. Noch vor Ostern wird es auch einen neuen Fahrradstadtplan geben, der das Radeln in und um Münster noch angenehmer macht. Gut ausgebaute Wirtschaftswege, die etwa 300 weitere Fahrrad-Kilometer bieten, machen es auf den ausgeschilderten Routen leicht möglich, in die Außenbezirke und ins Umland zu radeln. Und wer kein Fahrrad hat, kann sich in der Radstation am Bahnhof und an vielen anderen Stellen eines mieten, um das wahre Münster-Feeling zu genießen.