"Minimale Behinderungen – gemessen daran, dass wir quasi am offenen Herzen gearbeitet haben", sagt Tiefbauamtsleiter Michael Grimm nicht ohne Stolz. "Zwei Fahrspuren in jeder Richtung haben wir während der ganzen Bauzeit aufrecht erhalten." Denn schließlich ist die Weseler Straße eine von Münsters Hauptverkehrsadern, Einfallstor für die vielen Berufspendler und Besucher und ein Muss für viele Münsteraner. 30 000 Fahrzeuge passieren täglich allein das Teilstück zwischen Geiststraße und Moltkestraße.
Mit einer offenen Wanderbaustelle hätte hier der Infarkt gedroht. Daher verlegte das Tiefbauamt den Hauptteil der Arbeit unter die Erde: Mit einem lasergesteuerten Bohrkopf wurde – von oben unsichtbar – zwischen Aasee und Norbertstraße ein Tunnel von 30 bis 80 Zentimeter Durchmesser neben dem alten Schmutzwasserkanal gegraben. "Mikro-Tunneling" heißt das Verfahren, dass nicht nur Autofahrer-freundlich ist, sondern auch deutlich weniger Lärm produziert. Von der Norbertstraße bis zur Geiststraße ging die Arbeit dann im "Relining-Verfahren" weiter: Der neue Kanal wurde in den alten eingezogen.
Durch die moderne Bauweise geht die Arbeit schneller voran: In nur zwölf Monaten wurden 600 Meter Kanäle verlegt, nebst Hausanschlüssen. Das bedeutet konkret sechs Monate Zeitersparnis gegenüber konventionellen Kanalbaustellen und entsprechend weniger Behinderungen, weniger Baulärm und weniger Dreck.
Offene Baugruben blieben nur im Bereich der Hausanschlüsse unvermeidlich sowie an Stellen, wo viele Versorgungsleitungen für Gas, Wasser, Strom oder Telefon verlaufen. "Dies ist bereits die achte Großbaustelle, bei der wir mit dem unterirdischen Rohrvortrieb arbeiten", resümiert Oberbauleiter Manfred Zernin. "Wir möchten auf die Vorteile nicht mehr verzichten, unsere Erfahrungen sind durchweg positiv."
Ein wenig Geduld müssen die Autofahrerinnen und Autofahrer aber noch beweisen: An der Ostseite der Weseler Straße arbeiten die Stadtwerke jetzt noch an den Versorgungsleitungen.