Rund 200 Radprofis werden in rasantem Tempo auf das erste Ziel vor dem Münsteraner Schloss zufahren. Ob sie dabei einen Blick für die Schönheiten der münsterländischen Parklandschaft erübrigen können, muss offen bleiben. Allerdings ist das Münsterland eine Landschaft, deren Entdeckung einen ruhigen Tritt in die Pedale notwendig macht.
Eine weite Landschaft mit Äckern und Wiesen, gepflegten Bauernhöfen und zahlreichen Bildstöcken an den Wegkreuzungen, Kötterhäusern mit üppigen Bauerngärten oder Wasserburgen aus dem Mittelalter wie der Renaissance, all das suchen und finden die zahlreichen Fahrradtouristen, die in das Münsterland kommen.
Gerade im Mai, wenn die Giro-Karawane durchs Münsterland zieht, lässt sich um das radsportliche Großereignis herum auf den vielen Pättkes – ruhige und gut befahrbare Wirtschaftswege – eine blühende Landschaft erfahren. Schattenspendende Kastanienbäume erwarten die Radfahrer nach ihren Touren in den Gärten der vielen Gastwirtschaften, wo sich die Entdecker des Münsterlandes mit typischen Gerichten stärken können.
Grund zur Stärkung gibt es genug, denn wer sich auf die 100-Schlösser-Route, die Römer-Route, die Friedensroute oder die Sandsteinroute begibt, ist in einem touristischen Radverkehrsnetz mit einer Streckenlänge von über 4000 Kilometern unterwegs. Damit sich niemand in diesem Netz verheddert, sind im Münsterland als erster Tourismusregion alle Wege einheitlich ausgeschildert.
Die rund 14 000 Wegweiser bieten fast 200 Tourenvorschläge, die Tagesfahrten wie Wochenendausflüge möglich machen. Für längere Touren lassen sich einzelne Fahrten auch kombinieren. Auf diesen Rad-Wegen lassen sich Geschichte und Geschichten aus dem Münsterland erfahren. Das Geburtshaus Annette von Droste Hülshoffs mit seinem angeschlossenen Museum auf Burg Hülshoff informiert über eine Berühmtheit des Münsterlandes genauso wie das Töpfermuseum in Ochtrup über Alltagsleben und Alltagsgegenstände der "kleinen" Leute berichtet.
Wer sich mit dem Rad auf den Weg durchs Münsterland macht, entdeckt möglicherweise noch dieses "seltsame, schlummernde Land", wie Annette von Droste Hülshoff es beschrieb.