Nicht zuletzt die Polizei war ständig mit einer sich wandelnden gesellschaftlichen Mobilität konfrontiert. Die Regelung des zunehmenden Verkehrs wurde seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten polizeilichen Aufgabenfelder. Die Polizei reagierte auf diese neuen Anforderungen, gestaltete diese aber auch auf unterschiedliche Weise mit. In diesem Zusammenhang stellte das Dienstfahrrad zwischen der Jahrhundertwende und den frühen sechziger Jahren, nach einer Unterbrechung verstärkt nun wieder seit Beginn der neunziger Jahre, ein wichtiges Hilfsmittel alltäglicher polizeilicher Praxis dar. Die Fotoausstellung lädt die Besucher ein zu einer Tour d'horizon vom Kaiserreich bis in die Bundesrepublik. Ausgehend vom Motiv des Dienstrades liefern Fotografien, Karikaturen und Skizzen Einblicke in die sich wandelnden Tätigkeitsfelder der Polizei, aber auch anderer Behörden. Sie geben Hinweise auf die Leit- und Selbstbilder, die das Handeln der Beamten mitbestimmen, spiegeln aber auch die an dieses Handeln geknüpften Wahrnehmungen und Erwartungen des Publikums wider.
Fokusartig beleuchtet die Ausstellung die Zeit des Nationalsozialismus: Der deutsche Blitzkrieg ist zwar verknüpft mit den Bildern von vorrückenden motorisierten Einheiten, wogegen der Einsatz von Fahrrädern beinahe schon als Relikt einer vergangenen Zeit wirkt. Im Besatzungsalltag war das Fahrrad jedoch weiterhin ein zentrales Fortbewegungsmittel der deutschen Behörden. Die Polizei versuchte zudem die Bevölkerung in den besetzten Gebieten zu demütigen und deren Handlungsraum gezielt dadurch einzuschränken, dass sie massenhaft Fahrräder beschlagnahmte. Diese Aktionen prägten besonders das Bild der deutschen Polizei in den Niederlanden. Der deutsche Polizist als Fahrrad-Dieb ist bis heute im Gedächtnis der Niederländer verankert.
Die Ausstellung wird eröffnet am Sonntag, den 5. Mai um 17.00 Uhr im Geschichtsort Villa ten Hompel, Kaiser-Wilhelm-Ring 28 in Münster. Sie ist zu sehen bis zum 26.5.02.