Das Land Nordrhein-Westfalen, die Regionale 2004, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und die Stadt Münster haben sich auf ein Planungsverfahren für das Kulturforum in der Westfalen-Hauptstadt geeinigt. Sie erhalten die Unterstützung renommierter Fachleute aus Architektur und Städtebau, Kunst und Kultur. Damit nimmt das von Ministerpräsident Wolfgang Clement und Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann als "Leuchtturm-Projekt" mit internationaler Ausstrahlung bezeichnete Vorhaben die nächste Etappe.
Als ein herausragendes Projekt der Regionale 2004 gibt das Kulturforum mit Musikhalle und Museum für Gegenwartskunst dem Oberzentrum Münster und dem Münsterland schon in der Planungsphase die Chance, sich als Region weiter zu profilieren. Träger der Musikhalle wird die Stadt Münster, das Museum wird sich in Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) befinden.
Für das jetzt anstehende städtebauliche Planungsverfahren hat das Planungsbüro Faltin, Scheuvens, Wachten (Dortmund) die Organisation übernommen und ein Konzept entwickelt, das fachliche Expertenarbeit mit größtmöglicher Beteiligung der Öffentlichkeit verbindet.
Fragestellungen für die Kolloquienwoche
Der Standort Hindenburgplatz, mit 12,6 Hektar einer der größten innerstädtischen Plätze Europas, ist städtebaulich keine Unbekannte. Schon 1993 gab es einen städtebaulichen Ideenwettbewerb mit exzellenten Ergebnissen, die für die jetzt anstehende Planung wichtige Hinweise geben. Nicht weniger bedeutsam sind die historischen Planungen und die nach Plänen des Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun errichteten Gebäude, allen voran das Schloss, in dem heute die Universität zu Hause ist.
Nun gilt es in der Kolloquienwoche folgende städtebaulichen Fragen zu beantworten: Wie muss ein Kulturforum Westfalen gestaltet sein, welche Inhalte müssen dort Platz finden können, um die angestrebte Attraktivität zu erreichen? Wo sollen die beiden Gebäude Museum und Musikhalle positioniert werden? Wie passt sich das Kulturforum in die Umgebung ein, ohne seine Eigenständigkeit zu verlieren? Wie sind auch mit einem Kulturforum Großveranstaltungen wie Send oder die internationale Reitveranstaltung "Turnier der Sieger" auf dem Hindenburgplatz möglich? Wie kann eine deutlich verbesserte Anbindung an Altstadt und City erreicht werden?
Diesen Fragen stellen sich die Teilnehmer der Woche in Arbeitskreisen. Auftakt ist am Montag, 10. Juni. Den Abschluss bildet eine Plenumssitzung am Freitag, 15. Juni.
Die Teilnehmer der Kolloquienwoche
Worüber sich sonst Fachleute aus Planung und Verwaltung hinter verschlossen Türen den Kopf zerbrechen, soll in diesen Arbeitskreisen in größerer Runde diskutiert werden. Dazu wurden Vertreter aller Projektbeteiligten und viele Institutionen, Verbände und Vereine eingeladen. Der Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität hat sein Kommen ebenso zugesagt wie der Arbeitskreis der Hochschulen, der Verein Musikhalle ist dabei, die neu gegründete Stiftung Musikhalle und der Verein der Kaufmannschaft. Münster-Projekt, Stiftung Westfalen-Initiative und Schaustellerverband sind ebenfalls eingeladen, sich einzubringen.
Unterstützung finden die Planer vom LWL und der Stadt in den Diskussionsrunden bei Fachleuten wie: Prof. Hanns Adrian, früherer Stadtbaurat der Stadt Hannover; Prof. Francoise-Helene Jourda, mehrfach ausgezeichnetes Mitglied der Akademie der Architektur, Frankreich; Prof. Donata Valentien, Landschaftsarchitektin, unter anderem 1995 ausgezeichnet mit dem Deutschen Städtebaupreis der BfG Bank; Prof. Florian Matzner, Akademie der Bildenden Künste München; Dr. Albin Hänseroth, Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der MusikTriennale Köln.
Weiteres Verfahren
Die Erkenntnisse aus der Diskussionswoche können zwar nicht sofort einem städtebaulichen Rahmenplan gleichgesetzt werden. Sie sind aber der notwendige Fundus für das Planungsbüro um die Professoren Wachten und Scheuvens, um daraus - gegebenenfalls auch alternative - Pläne zu entwickeln, die im Herbst 2002 parlamentarisch beraten und beschlossen werden sollen.
Das gesamte Verfahren wird von einem Arbeitsausschuss, einem Fachbeirat und einem Lenkungsausschuss begleitet. Letzterer dient den Vertretern der Projektpartner dazu, wichtige Entscheidungen für Rat und Landschaftsversammlung vorzubereiten. Die Weichen für eine intensive öffentliche Beteiligung sind ebenfalls gestellt (vgl. Text "Ausstellung, Projektzeitung ...").
Das ungewöhnliche Planungsverfahren spiegelt die Komplexität des Projektes wider. Für Münster, den Landschaftsverband und die Regionale 2004 ist das Kulturforum nicht nur wegen des auf rund 80 Millionen Euro geschätzten Investitionsbedarfs von besonderer Bedeutung. Mit ihm verbinden sich viele Hoffnungen für die Entwicklung der Stadt und die Schärfung des kulturellen Profils der attraktiven Region Münster-Münsterland im Wettbewerb der europäischen Regionen.