Ausgangspunkt künstlerischen Handelns ist für Raffael Rheinsberg immer der Ort mit seinen vielseitigen Nutzungen, seiner Geschichte und Architektur. Die Spurensuche hat ihn in Münster zu dem Gelände der Westfalen AG geführt, einem Unternehmen mit den Bereichen Gas und Tankstellen. Das Firmengelände liegt der Ausstellungshalle nahe - die Aufreihung der Gefäße ist dort alltäglicher und faszinierender Anblick zugleich.
Und dieser Anblick setzt sich jetzt in der Hawerkamphalle fort. 180 entleerte blaue Gasflaschen stellte die Westfalen AG dem Künstler zur Verfügung. Raffael Rheinsberg ordnet diese 50-Liter-Druckgasflaschen peinlich genau in Reihen (18 x 10) an. "In dem nüchternen weißen Ausstellungsareal erhalten die Flaschen ein Eigenleben. Assoziationen von stumm stehenden Dienstleistern werden wach", so Dr. Gail Kirkpatrick, Leiterin der Hawerkamphalle. Rheinsbergs augenzwinkernder Installationstitel "Elite" unterstreiche diese Wahrnehmung.
"Die banale Gebrauchsfunktion der Behältnisse tritt zudem hinter einer stark ästhetisch wirkenden Plastizität zurück. Die Gasflaschen werden zu einer minimalistisch wirkenden Skulptur, die die Prozesse unserer Wahrnehmung herausfordern", fährt Dr. Kirkpatrick fort.
Die Ausstellungsforen in Münster und Emsdetten sind Orte für künstlerisch experimentelles Geschehen. Installationen hinterfragen hier immer wieder die herkömmliche Definition von einem Ausstellungsraum. Raffael Rheinsberg setzt diese "Tradition" fort. Auch in Emsdetten: Dort entsteht eine Miniaturstadt aus Computerplatinen, die Rheinsberg auf einem Computer-Schrottplatz in Tokio gesammelt hat. Raffael Rheinsberg (Jahrgang 1943) wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Kritikerpreis (1984) und dem Landeskunstpreis von Schleswig-Holstein (1994). Zu seinen jüngsten Ausstellungsstationen gehören die Schirn-Kunsthalle in Frankfurt, die Nationgalerie Berlin und zuletzt in diesem Jahr die Galerie Neuer Meister im Albertinum in Dresden.
Info: Das Projekt "Doppelachse" wird am 26. Mai um 11 Uhr in der Galerie Münsterland in Emsdetten mit den beiden Kuratorinnen Ingrid Raschke-Stuwe (Leiterin des Kunstvereins Galerie Münsterland) und Dr. Gail Kirkpatrick (Leiterin der Städtischen Ausstellungshalle Am Hawerkamp in Münster) eröffnet. In Münster ist die Rheinsberg-Arbeit an diesem Tag ab 12 Uhr zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Bis 21. Juli in der Städtischen Ausstellungshalle Am Hawerkamp 22 in Münster, Donnerstag/Freitag 16 bis 20 Uhr, Samstag/Sonntag 12 bis 18 Uhr;
bis 30. Juni in der Galerie Münsterland e.V., Friedrichstraße 3 in Emsdetten; Dienstag bis Samstag 15 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr.