"Unabhängig von der nach wie vor offenen Finanzierungsfrage haben wir nun noch zwei Lösungsoptionen, die aus Sicht der Verwaltung überhaupt denkbar sind", erklärte Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann bei der Präsentation der umfassenden Standortuntersuchung vor der Presse. Für beide Lösungswege gibt es gute Argumente:
Verkehrlich besser angebunden als der Hessenweg sind laut Stadtverwaltung die vier geprüften Standorte an der Südschiene. Allerdings sind hier die Kosten für die baureifen Grundstücke erheblich höher. An der Nieberdingstraße rechnet man mit 25 Millionen Euro, an der Theodor-Scheiwe-Straße mit 22 Millionen Euro, auf der Loddenheide mit 19 Millionen Euro und am Stadthafen II sogar mit 27 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass die Standorte an der Theodor-Scheiwe-Straße (Lärmkonflikte), auf der Loddenheide (Aufgabe von wertvollen Gewerbeflächen, Nachbarschaftskonflikte) und am Stadthafen II (stadtstrukturelle Aspekte) erhebliche Nachteile aufweisen. Bleibt als eine Option die Kombination Hammer Straße/ Nieberdingstraße. "Wir schlagen bei dieser Variante vor, für eine langfristige Lösung den Standort Nieberdingstraße zu reservieren und bis dahin eine Lösung an der Hammer Straße anzustreben", so Tillmann. Denn ein Neubau an der Nieberdingstraße ist kurzfristig unrealistisch: So wohnen dort gegenwärtig deutlich mehr als einhundert Menschen in preiswerten Mietwohnungen. Außerdem haben das Kreiswehrersatzamt und das Eichamt dort ihre Sitze. Die Stadt müsste die Grundstücke noch ankaufen und für Ersatzlösungen - vor allem für die Wohnungen - sorgen. Also könne hier sicherlich nicht von heute auf morgen ein Stadion entstehen, so der Oberbürgermeister.
Daher müsse gleichzeitig die Sanierung des jetzigen Stadions an der Hammer Straße im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten erfolgen: Lärmschutz für die Nachbarn, größere Sicherheit und mehr Komfort für die Zuschauer, und nicht zuletzt die Aufwertung der Spielstätte für den Verein. Um spürbare Verbesserungen zu erreichen, müsse allerdings mit dem StUA zuvor eindeutig geklärt werden, was an der Hammer Straße möglich sei und was nicht. Dann wisse man, ob - und wenn ja - zu welchen Konditionen und mit welchem zeitlichen Horizont in den Standort investiert werden könnte. Nach unterschiedlichen Informationen über die Haltung des StUA zur Stadionnutzung ließen die jüngsten öffentlichen Verlautbarungen der Behörde hoffen, dass hier mehr möglich sein könne als man bislang geglaubt habe, so Tillmann.
Sollte es dagegen im Rahmen der anderen Lösungsoption kurzfristig mit dem Sportfive-Konzept zu einem für die Stadt auch finanziell tragfähigen Weg für einen Neubau am Hessenweg kommen, wäre die Stadt auch für dieses Modell offen. Die Bereitstellung des baureifen Grundstücks schlüge dann mit insgesamt 14 Millionen Euro zu Buche, unter Einschluss des Grundstückswerts der städtischen Fläche. Dazu kämen die politisch in Rede stehenden fünf Millionen Euro Baukostenzuschuss unabhängig von der noch zu klärenden Frage, ob die seinerzeit in Aussicht gestellten Landesmittel auch weiterhin verfügbar sind. Hinsichtlich der verkehrlichen Erschließung kommt die Fachverwaltung zu dem Urteil "geeignet". Die "Preußen" hatten sich kürzlich positiv zum Hessenweg ausgesprochen. Sie möchten dort möglicherweise ein Finanzierungskonzept des Sportrechtevermarkters umsetzen.
Der Oberbürgermeister warnte mit Blick auf die Finanzen der Stadt jedoch vor voreiligen Hoffnungen. Noch fehlten der Stadtverwaltung konkrete Aussagen des SC Preußen über die auf die Stadt zukommenden Kosten und Finanzierungsrisiken, wenn das Konzept von Sportfive am Hessenweg weiterverfolgt werden sollte. "Es steht die politische Zusage `Grundstück plus fünf Millionen´, aber die gegenwärtige Haushaltslage der Stadt ist mehr als nur schwierig", sagte er.