Geeignete und preiswerte Räume, in denen Künstler ihrer Arbeit nachgehen können, sind oft Mangelware. "Seit Mitte der 80-er Jahre hilft hier das städtische Kulturamt mit Atelierstipendien in vorübergehend ungenutzten Schulräumen", so Kulturamtsleiter Klaus Ehling. Diese Förderung solle einerseits Starthilfe sein auf dem beruflichen Weg, aber die Stadt wolle künstlerische Talente nach ihrer Ausbildung zugleich auch in Münster halten.
Eine Fachjury hatte sich für die vier Absolventen der Kunstakademie entschieden, die von 2000 bis 2002 Räume in der Pleisterschule und in der Dreifaltigkeitsschule für ihre künstlerische Weiterentwicklung nutzen konnten. "Die Präsentation dieser vier ganz unterschiedlichen Beiträge liefert nicht zuletzt einen Querschnitt durch das Profil der zeitgenössischen Kunstszene in Münster", betonte Dr. Gail Kirkpatrick, die Leiterin der Hawerkamphalle beim Ausstellungsrundgang. Die Öffentlichkeit erhalte einen Einblick in die Werkstätten bildender Künstler der Gegenwart.
Die Arbeiten von Sonja Behrens sind vielschichtige Auseinandersetzungen mit dem Medium Malerei. Berühmte Gemälde, die unser Bildgedächtnis geprägt haben, übersetzt sie aus technisch geformten Materialien in konkrete Farb- und Kompositionswerte. So entstehen installative Wandarbeiten, die die Tradition des Tafelbildes rekapitulieren und - überraschend - zeitgenössisch reflektieren.
Charakteristisch für die Arbeit von Bettina Dettmer ist der Einsatz von farbig getöntem Neonlicht. Raumgreifende Installationen aus vorgefundenen Materialien werden in Farblicht getaucht und so subjektivierend festgehalten. Gleichzeitig setzt die Künstlerin Neonröhren als grafische Elemente ein, so dass die arrangierte Situation auch als für sich gültige Zeichnung im Raum erscheint.
Anja Jensen arbeitet im Medium Fotografie. Ihre "Motive" sind nach formalen Kriterien durchkomponierte Situationen, die sie anschließend noch einmal einer subtilen technischen Bearbeitung unterzieht. So entstehen nicht entzifferbare Szenen, die das artifizielle Moment gleichsam natürlich aufnehmen. Neben den Fotos wird ein Transparent aus dem Projekt "Palma-München-Amsterdam" zu sehen sein, das den nicht bestimmbaren Überschuss an dem, was man (vor-)findet, am Beispiel der Röntgenfotografie veranschaulicht.
Von Dragan Lovrinovic wird die Arbeit "Dog City" zu sehen sein, eine Art Metapher für die Räume der Gegenwart, in denen wir einen "Ort" in einem emphatischen Sinne der Identifikation nur noch als menschenleeren oder als von Menschen verlassenen erfahren können. Während ein Berg von Autoreifen in der Installation von Lovrinovic massiv Raum einnimmt und für alle Sinne markiert, rührt das daran wahrgenommene "Leben" von einer indirekten Projektion her.
"Atelierstipendiaten 2000-2002" - Städtische Ausstellungshalle Am Hawerkamp 22 in Münster; Donnerstag / Freitag 16 – 20 Uhr, Samstag / Sonntag 12 – 18 Uhr.