"Das Zertifikat belegt die hohe Qualität des münsterschen Klärschlamms für die weitere Nutzung", zeigt sich Joksch zufrieden. "Wir bedienen uns der wirtschaftlichsten Variante für die Entsorgung von jährlich immerhin 28 000 Tonnen an Resten aus unseren Kläranlagen, aber wir haben jetzt darüber hinaus – als zweite Kommune in Deutschland – die offizielle Bestätigung, dass wir damit auch im Sinne des Verbraucherschutzes richtig liegen."
Über ein so genanntes Anerkennungsjahr hinweg haben die Mitarbeiter der LUFA Münster monatlich Proben gezogen und geprüft. Untersucht wurden vor allem Schwermetalle, Nährstoffe und Keimbelastung. Konstanten Nährstoffgehalt und besonders geringe Schadstoffbelastung bescheinigten die Prüfer. Die Konzentrationen von Blei, Cadmium, Chrom, Nickel, Quecksilber und organischen Halogenverbindungen blieben regelmäßig 80 bis 90 Prozent unter den gesetzlichen Grenzwerten. Bei der Überprüfung der hygienischen Belastung des Schlamms das gleiche Bild: Die Mengen an Salmonellen und Fäkalbakterien wie E. coli oder Enterokokken im Klärschlamm sind zu vernachlässigen und erlauben die Klassifizierung "hygienisiert".
Lediglich Kupfer, das über häusliche Wasserleitungen und Dächer seinen Weg ins Abwasser findet, bildet eine Ausnahme: Auch der Kupferwert bewegt sich mit Mittelwerten von 460 Milligramm pro Kilo Trockenmasse zwar deutlich unter dem Grenzwert von 800 Milligramm, dennoch liegt hier der Hase im Pfeffer: "Sollte die Bundesregierung zukünftig die Grenzwerte für Schwermetalle verschärfen, wäre der Kupferwert unter Umständen das k.o.-Kriterium für unsere Klärschlamm-Verwertung", gibt Klaus-Peter Krekeler, Betriebsleiter der städtischen Abwasseranlagen im Tiefbauamt, zu bedenken.
Allerdings sieht sich das Tiefbauamt von der vorherrschenden Fachmeinung in seiner Verwertungspraxis bestätigt: Die überwiegende Zahl der Experten von der Abwassertechnischen Vereinigung (ATV) bis zur Landwirtschaftskammer empfiehlt, bei einer möglichen Absenkung des Grenzwertes für Kupfer mit Augenmaß vorzugehen. Schließlich sei Kupfer ein Spurenelement und damit für den Körper prinzipiell unverzichtbar. Die Fachleute sehen in der jetzigen Kupferkonzentration keinerlei Gefährdung für die Verbraucherinnen und Verbraucher.
In den vergangenen Jahren war die landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm immer wieder ins Gerede gekommen. Die Befürchtung bestand, dass mit der Ausbringung des Schlamms auf den Ackerflächen auch die Schadstoffe im Boden – allen voran Schwermetalle – zunehmen und sich in der Nahrungskette anreichern würden. Mittlerweile stehen jedoch selbst namhafte Umweltverbände wie der BUND einer landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlamm aufgeschlossen gegenüber.
Münster ist nun bundesweit die zweite Stadt, die zertifizierten Klärschlamm zur Verwertung gibt. Lediglich Kassel kann bereits ein derartiges Qualitätssiegel vorweisen. Damit führt Münster einen Trend an: Der VDLUFA und die ATV, die beiden großen und im technischen und fachlichen Know-How Maßstäbe setzenden Institutionen, werden in Zukunft gemeinschaftlich Qualitätskriterien für Klärschlamm bescheinigen.