Nach nahezu 15 Jahren, also seit Eröffnung des Hauses an der Salzstraße, präsentiert sich das Kabinett im neuen Gewand. Dr. Barbara Rommé freut sich über diese Neugestaltung. "Die Schausammlung", so die Musemsdirektorin, "wird Zug um Zug erneuert". Als nächstes Vorhaben folge noch in diesem Jahr die Neukonzeption des Kabinetts zur Zerstörung Münsters im Zweiten Weltkrieg. Weitere schließen sich im Jahr 2004 an - anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Stadtmuseums Münster. "Die Hälfte aller Kabinette erstrahlt dann in neuem Glanz", kündigt Barbara Rommé an.
Passend zum 200. Jahrestag des Reichsdeputationshauptschlusses zeigt sich das Kabinett "Napoleon" komplett überarbeitet. "Das Thema ist komplex. Bei dieser umfassenden Neugestaltung haben wir daher vor allem auf eine optimale didaktische Präsentation geachtet", betont Dr. Axel Schollmeier, verantwortlich für die Neukonzeption der Abteilung.
"Anschauliche Wandtapeten mit wichtigen historischen Texten erläutern den geschichtlichen Hintergrund für die ausgewählten Exponate – darunter Portraits bedeutender Zeitgenossen, Zeichnungen und Grafiken zu den entscheidenden Feldzügen und Schlachten", erläutert der stellvertretende Museumsleiter weiter.
So können Besucher die umfassenden territorialen Veränderungen in Münster in einer aufwändigen Dia-Installation aufrufen. Großformatig erscheinen auf den Lichtbildern die einzelnen Etappen: Münster zunächst als Haupt- und Residenzstadt des gleichnamigen Fürstbistums, dann nur noch Teil des französischen Kaiserreichs mit Münster als Hauptstadt des Lippe-Departements.
Die Herrschaft des Franzosen hat für Münster weit reichende Folgen. Das Fürstbistum Münster verliert seine jahrhundertealte Selbstständigkeit. Nach dem Tod des Fürstbischofs Max Franz von Österreich verzichtet der zu seinem Nachfolger gewählte Anton Victor von Österreich auf Druck von Frankreich und Preußen 1801 auf die Übernahme der Regierung in Münster. Bereits ein Jahr später ergreifen die Preußen mit Generalleutnant von Blücher an der Spitze erstmals Besitz von Münster. Von 1806 bis 1815 gehört die Stadt zum napoleonischen Reich, bevor sie und Teile des ehemaligen Territoriums des Fürstbistums auf dem Wiener Kongress endgültig Preußen zugeschlagen werden.
Thema dieser Zeit ist auch die Säkularisation aller Klöster und kirchlichen Einrichtungen. "Erstmals wird im Museum auch in einem Stadtplan ihre komplette Auflösung in Münster dargestellt", so Axel Schollmeier. "Das war ein kultureller Aderlass, der bis in die Gegenwart nachwirkt".
Unter Napoleon litt die Bevölkerung zunehmend unter hohen Steuern und Einberufungen in die französischen Armeen. Von dem für Bonaparte in einer katastrophalen Niederlage endenden Russlandfeldzug, an dem auch Münsteraner teilnahmen, berichten die eindrucksvollen Lithographien nach Zeichnungen von Christian Wilhelm von Faber du Faur. Die Schlachten von Leipzig und Waterloo zeigen das Ende des napoleonischen Zeitalters an.
Die Bevölkerung, die sich den Wandlungen ohne Einflussmöglichkeit unterwerfen musste, stand den Veränderungen überwiegend ablehnend gegenüber. Ein unmissverständliches historisches Zeugnis hierfür ist die Federzeichnung eines Soldaten aus Münster anno 1804: Ein blanker Hintern streckt sich dem ungeliebten Preußenadler entgegen.
Fotos: Als "Augustus" zeigt diese Marmorbüste um 1804 Kaiser Napoleon. Sie symbolisiert seine Vision eines neuen Römischen Reiches.
Ein blankes Hinterteil streckt sich dem ungeliebten Preußenadler entgegen - Federzeichnung eines Soldaten aus Münster anno 1804.
Fotos: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei