Im Mittelpunkt stehen Miodrag Pavlovic (1928 in Novi Sad geboren) und sein Übersetzer Peter Urban (Jahrgang 1941). Sie erhalten für ihren Gedichtband "Einzug in Cremona" den diesjährigen Preis der Stadt Münster für Europäische Poesie. Die mit 15 500 Euro dotierte Auszeichnung wird Miodrag Pavlovic und dem auch als Tschechow-Übersetzer bekannt gewordenen Peter Urban am 18. Mai, verliehen.
Die beiden werden aus dem im Vorjahr bei Suhrkamp veröffentlichen Gedichtband lesen. "Einzug in Cremona" bietet ein eindrucksvolles Kondensat aus 50 Jahren lyrischen Schaffens des großen alten Mannes der jugoslawischen Gegenwartslyrik, der das komplizierte Verhältnis von Individuum und Geschichte illusionslos, ironisch und in vielfältigen Formen immer neu gestaltet hat.
Ein halbes Jahrhundert seiner Lyrik bringt auch Cees Nooteboom, 1933 in Den Haag geboren, zu Gehör. Die Poesie wird als Kern der Arbeit eines Universalautors erkennbar, der hierzulande in erster Linie als Erzähler und Reiseschriftsteller berühmt ist: "Beim Dichten versucht man", so Nooteboom, "etwas Wesentliches in knapper Form zu sagen und das Gedicht praktisch 'als Ding' entstehen zu lassen".
Inger Christensens "Det" erschien 1969 in Dänemark mit einer Startauflage von 15 000 Exemplaren. Daraus entwickelte sich ein Bestseller mit zahlreichen Wiederauflagen. Texte aus "Det", dem Hauptwerk der Autorin, tauchten damals als Graffiti auf Kopenhagener Hauswänden auf. 2002 brachte der Kleinheinrich Verlag in Münster "Det / Das" in einer zweisprachigen Ausgabe heraus. Die deutsche Übersetzung besorgte Hanns Grössl, 1997 mit Christensen Poesiepreisträger der Stadt Münster.
Inger Christensen liest - auf dänisch und deutsch - aus ihrem Weltgedicht, das seine strenge Form aus den zeitgenössischen Erkenntnissen der Naturwissenschaften, der Sprachphilosophie und Semiotik bezieht und dennoch das Fließende des Lebensprozesses bewahrt. Die Welt erscheint als Resultat eines fortdauernden, unabschließbaren Evolutionsprozesses und die Poesie als die Sprache der Dinge: "Ich sehe die leichten wolken / Ich sehe die leichte sonne / Ich sehe wie leicht sie einen / Endlosen verlauf zeichnen / Als empfänden sie vertrauen / Zu mir die ich auf der Erde stehe / Als wüßten sie daß ich / Ihre worte bin".
Lesung mit Inger Christensen, Cees Nooteboom, Miodrag Pavlovic und Peter Urban am 17. Mai um 20 Uhr im Kleinen Haus der Städtischen Bühnen; Moderation Hermann Wallmann; Karten: Theaterkasse, Telefon 02 51 / 41 467-100.