"Neben Düsseldorf spielen in keiner anderen Stadt in Nordrhein-Westfalen die Landesinstitutionen und die damit im Zusammenhang stehenden Einrichtungen eine so große Rolle wie in Münster", sagte Tillmann. Wenn in Köln der Landschaftsverband und die Bezirksregierung zur Disposition stünden, sei dort das sich daraus ergebende standortpolitische Problem deutlich kleiner als in Münster, weil Köln etwa vier mal so viele Einwohner habe.
Münsters Oberbürgermeister hat daher Ministerpräsident Steinbrück bereits um ein persönliches Gespräch gebeten, um ihn eindringlich auf die besondere Problemlage der Westfalenmetropole hinweisen zu können.
Tillmann will ein parteiübergreifendes gemeinsames Handeln der politischen Kräfte in Münster organisieren. Bereits für den 8. Juli hat er die Partei- und Fraktionsspitzen sowie die weiteren Mitglieder des Ältestenrates in die Rüstkammer des Rathauses eingeladen. Dort will er auch besprechen, ob das Thema möglicherweise Gegenstand der Ratssitzung am 16. Juli sein soll. Für den 22. Juli hat er die Bundes- und Landtagsabgeordneten aus Münster zu einer gemeinsamen Sitzung mit dem Verwaltungsvorstand eingeladen.
"Wir dürfen in dieser Frage keine Parteipolitik kennen, sondern nur die Interessen unserer Stadt und unserer Region", sagte der Oberbürgermeister. Wenn Bielefeld und der ostwestfälische Raum Ansprüche auf Landesinstitutionen anmeldeten, sei dies ein ernstzunehmendes Signal. Auch Dortmunds Rolle müsse man sehr genau im Auge behalten. Im schlimmsten Fall müsse Münster mit einem dramatischen Verlust an Arbeitsplätzen rechnen.
Auch die oberregionale Bedeutung der Stadt stehe auf dem Spiel. "Beim Landesbetrieb Straßenbau haben wir gesehen, wie schnell das alles gehen kann", erklärte Tillmann. Deshalb sei zügiges und tatkräftiges Handeln gefragt.
"Wir müssen jetzt vor allem unsere Stärken deutlich machen und unsere Forderungen und Ansprüche artikulieren", sagte der Oberbürgermeister. Mit Bescheidenheit und Zurückhaltung sei Münster jetzt nicht mehr gedient. Westfalen werde künftig mehr denn je eine "Hauptstadt" brauchen, um westfälische Interessen in gleicher Augenhöhe zum Ruhrgebiet und zum Rheinland gegenüber dem Land verantwortlich zu vertreten. "Und Münster ist die Hauptstadt Westfalens und muss es in diesem Sinne bleiben!"