Zeitlich vorgezogene und sachlich nicht nachvollziehbare Einzelentscheidungen wie bei den Landwirtschaftskammern lehnten die Mitglieder des sogenannten "erweiterten Ältestenrates" nach einem erneuten Zusammentreffen ab. Steinbrück und Rüttgers wollen sich Ende September treffen, um die Möglichkeit einer gemeinsamen Linie auszuloten.
Wie Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann nach der Zusammenkunft der Bürgermeister, Fraktionsvorsitzenden, Parteichefs sowie der Bundes- und Landtagsabgeordneten aller Parteien erklärte, sei man sich parteiübergreifend einig, dass nur ein schlüssiges Gesamtpaket für die notwendige Aufgabenkritik und Verwaltungsstrukturreform in NRW politisch vermittelbar und durchsetzbar sei. "Bei diesem Gesamtpaket müssen für Münster frühere Einzelentscheidungen wie etwa die Verlagerung des Landesbetriebs Straßenbau miteinbezogen werden", sagte Tillmann.
Unstrittig sei der Wille aller politisch Verantwortlichen in Münster, grundsätzlich eine begründete, systematische Verwaltungsstrukturreform und damit den verantwortbaren Abbau von Bürokratie mitzutragen. Allerdings könne dies gerade auch unter regionalpolitischen Gesichtspunkten nur im Rahmen einer überzeugenden und regional ausgewogenen Gesamtlösung gelingen. "Mit Einzelentscheidungen haben wir im Münsterland in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen gemacht", sagte Tillmann.
Nach Auskunft des Oberbürgermeisters haben in den vergangenen Tagen Vertreter aller Parteien in ihren Gesprächen mit ihrer jeweiligen Parteilandesspitze den Eindruck gewonnen, dass weitere übereilte Entscheidungen wohl nicht mehr zu erwarten sind. "Unser Appell, die Diskussion umzukehren und erst über Aufgaben und Zuständigkeiten zu sprechen und anschließend über Standorte, scheint auf offene Ohren getroffen zu sein", sagte Tillmann.
Der Oberbürgermeister freute sich über die große Unterstützung aus der ganzen Region. "Mich haben Resolutionen vieler Nachbargemeinden, aller Parteien und vieler Verbände und Vereine erreicht", berichtete Tillmann dem Gremium. In ihnen komme nicht nur die Sorge um die Arbeitsplätze und die Probleme der von einer Strukturreform betroffenen Mitarbeiter von Landesbehörden und ihrer Familien zum Ausdruck. "Es gibt auch große Sorgen um Münster als Verwaltungszentrum Westfalens und um den drohenden Bedeutungsverlust unserer Region gegenüber dem Ruhrgebiet und dem Rheinland", sagte der Oberbürgermeister. Er hoffe daher, dass auch die Entscheidungsträger in Düsseldorf diese Sorgen ernst nähmen.
Foto: "Vorgezogene Einzelentscheidungen vermeiden" war der Tenor des Gesprächs mit den politischen Spitzen der Stadt Münster und Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann. Foto: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung honorarfrei.