Anstelle von Feuerwerksprojekten mit Einmalcharakter setzt die Westfalenmetropole auf Nachhaltigkeit, auf Kontinuität, auf den bleibenden Wert für Münster und die Münsteraner. "In einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit entwickeln die Stadt und ihre Bürger die Bewerbung um den Titel", so Münsters Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann vor der Presse (30. Juli). "Die Stadt und ihre Bürger sollen auf jeden Fall Nutznießer sein".
In vier - zum Teil außergewöhnlichen Schritten - will sich das Team um Projektmanager Markus Müller der Kulturhauptstadt nähern. Die Bewerbung beginnt mit einer Erfolgsgeschichte. Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Burkhard Spinnen schreibt eine Geschichte über Münster. Seine Geschichte. Warum er immer noch in Münster lebt, warum er nicht nach Berlin gezogen ist, wo alle Literaten wohnen und arbeiten. Die Geschichte von Burkhard Spinnen steht stellvertretend für viele münstersche Biografien.
In der Bewerbung folgt der so genannte Laufplan. Er zeigt, warum und wie Münster Europas Kulturhauptstadt werden will und wird.
Liebesbriefe in einer Bewerbung? Ein ungewöhnlicher Schritt, den Münster gehen wird. Das Projektteam hat 15 Bereiche - darunter Internationalität, Lebensart, Geschichte, eine Stadt in Bewegung - ausgewählt, zu denen Liebesbriefe geschrieben werden. Subjektive, literarische, kurze Statements zu Münster, die Fakten und Meinungen über das kulturelle Leben enthalten. Wie genau das aussieht? Darüber befinden Redaktionsteams. Darin sitzen Menschen, die in unterschiedlicher und immer herausragender Weise mit Münster verbunden sind.
Daten, Zahlen, Fakten liefert der vierte Schritt. Er stellt das Fundament der Bewerbung dar. Die Verwaltung erarbeitet eine Bestandsaufnahme der Kulturlandschaft Münsters. Beispielhafte Kapitel aus Geschichte, Gegenwart und Zukunft sollen darin aufgeführt werden, zugleich den Liebesbriefschreibern bei ihrer Arbeit helfen.
Die einzig formale Vorgabe ist hier, dass es keine gibt. "Die Bewerbung sucht und fördert den Dialog", so Markus Müller. Sie soll affirmativ sein, Klischees positiv bedienen, Postkartenmotive liefern, zugleich aber Störungen des Bildes geben". Dafür stehen neben den Redaktionsteams Fotografen aus Münster bereit, die seit einigen Wochen bei der Arbeit sind. Texte und Bilder präsentiert das Team zunächst in Form einer Internet-Homepage. Was anschließend folgt? Ein Buch vielleicht, ein Film, Plakate. Diese Entscheidung fällt im Laufe des Prozesses.
Athen, Amsterdam, Kopenhagen und Glasgow waren schon einmal Kulturhauptstadt. 2010, so die Entscheidung der EU, soll es eine deutsche Stadt werden. Münster konkurriert zurzeit mit rund 15 weiteren Städten. Wie die Chancen stehen? Der Titel "Kulturhauptstadt Europas" meint eine bewusste Fokussierung auf die differenzierte, gewachsene, nachhaltige Kultur einer Stadt, eines mittelgroßen Oberzentrums einer klar definierten Region. "Eine Beschreibung, wie für Münster gemacht", so Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann.
Foto: Beschwingt und entspannt: Sommer am Hafen in der Stadt Münster, der Bewerberin um den Titel "Kulturhauptstadt Europas 2010". Foto: Roman Mensing. Veröffentlichung honorarfrei.