Für die Stiftung Bürgerwaisenhaus war das Gelände an der Schulstraße gleichsam "totes Kapital": Das Stiftungsvermögen konnte wegen der schwierigen Grundstückszuschnitte nicht eigenständig vermarktet werden und damit auch keine nennenswerten Erträge für den eigentlichen Stiftungszweck, nämlich Hilfe und Förderung für Kinder und Jugendliche, erbringen.
Stiftungsdezernentin Dr. Klein zeigte sich hoch erfreut über den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen mit der Liegenschaftsverwaltung der Stadt. "Die Stiftung Bürgerwaisenhaus legt den Erlös krisenfest und ertragreich an, so dass sie aus den Erträgen in den kommenden Jahren wieder verstärkt Kinder und Jugendliche in Münster unterstützen kann".
Der Verkauf des Stiftungs-Grundstückes an die Stadt ist Voraussetzung für die Neuordnung des gesamten Geländes in diesem Bereich, das sich teilweise bereits in städtischem Eigentum befindet. "Nun können wir das attraktive Quartier am Rande des Kreuzviertels aus einer Hand vermarkten", so der Stadtdirektor. Ziel sei eine Nutzung für Wohnen und Dienstleistung. Die Verwaltung bereitet dazu einen Investorenwettbewerb vor.
Die Stiftung Bürgerwaisenhaus gehört zu den ältesten Stiftungen in Münster. Ratsherr Johann Verendorp und seine Frau hatten 1592 mit dem Bau eines Waisenhauses ihr Anliegen verwirklicht, die Schwächsten unter den Schwachen der damaligen Gesellschaft, nämlich elternlosen Kindern, Unterkunft, Kleidung und Nahrung zu geben.
Sie hatten auch die Zukunft dieser Kinder im Blick. Als Vorbereitung auf ein selbstständiges Leben sollten sie täglich Unterricht im Schreiben und Lesen erhalten. Das war Ende des 16. Jahrhunderts ein sehr innovativer und zukunftsweisender Gedanke, da im Allgemeinen der Schulbesuch auch für Bürgerkinder noch nicht üblich war. An diese Leitidee der Vorsorge und Vorbereitung auf ein eigenständiges und selbstverantwortetes Leben möchte die Stiftung Bürgerwaisenhaus wieder anknüpfen. Sie wird in Zukunft vor allem Kinder- und Jugendhilfeprojekte mit präventivem Charakter fördern.
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Stadtdirektor Horst Freye (l.), Stadträtin Dr. Agnes Klein und Liegenschaftsamt-Leiter Dr. Bernhard Roth unterzeichneten den Kaufvertrag. - Foto: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung honorarfrei.