Nicht nur bei Extremwetterlagen ist die Feuerwehr erste Adresse für Hilfebedürftige. 809 Male wurden die Retter zu Bränden alarmiert, 2040 Mal rückten sie zu technischen Hilfeleistungen aus - Massenkarambolage auf der Autobahn A1, Ölunfall im Hafen Gelmer oder ein Neunjähriger, der sich ein Fahrradschloss um den Hals gelegt hatte. Dazu kamen 18 396 Notfallrettungen und 16 384 Krankentransporte in Zusammenarbeit mit Deutschem Rotem Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe und Arbeiter-Samariter-Bund. Durchschnittlich wurde die Feuerwehr 58 Mal am Tag gerufen, das entspricht einem Einsatz alle sieben Minuten.
Dem Rettungsdienst gilt dabei ein besonderes Augenmerk, steigen hier doch die Einsatzzahlen kontinuierlich an: um 6,6 Prozent im letzten Jahr. Im wahrsten Sinne alarmierend sind die überproportional ansteigenden Einsätze der Notärzte (allein 2002 um 17,7 Prozent gestiegen). Der größer werdende Bevölkerungsanteil älterer Menschen mit höherem Versorgungsbedarf trägt zu dieser Entwicklung bei. Darüber hinaus meint die Feuerwehr hier aber auch schon die Auswirkungen der Sparzwänge im Gesundheitswesen zu spüren: Immer häufiger werden auch größere operative Eingriffe ambulant erledigt oder Patienten werden eher aus dem Krankenhaus entlassen. Doch sie benötigen dann eben immer noch ärztliche Begleitung während des Transports nach Hause. Nicht zuletzt ordern Arztpraxen, Krankenhäuser, aber auch Patienten immer häufiger Rettungswagen anstelle von einfachen Krankentransportwagen, nur um schneller und bevorzugt bedient zu werden.
Aus dem vielfältigen und sich verändernden Aufgabenspektrum zieht Benno Fritzen, Leiter der münsterschen Feuerwehr, mehrere Konsequenzen: "Es bewährt sich einmal mehr, dass die Feuerwehr personell gut aufgestellt ist, denn die großen Schadensereignisse, bei denen viele Helfer zum Einsatz kommen, nehmen tendenziell zu. Besonders offensichtlich ist, dass wir auf unsere Freiwilligen Feuerwehren nicht verzichten können." 679 Einsatzkräfte leisten zurzeit bei den Freiwilligen ihren ehrenamtlichen Dienst. Sie sind in den Außenbezirken die ersten am Schadensort und rücken in der Innenstadt bei Doppelalarmen parallel mit der Berufsfeuerwehr aus.
Mit dem neuen Feuerwehrkran und einem neuen Rüstwagen konnte die Berufsfeuerwehr auch technisch aufrüsten. Ein Qualitätssprung - die Vorgängermodelle waren 25 Jahre im Einsatz gewesen. Wichtige Meilensteine setzten die politischen Gremien, indem sie die Planung für den Bau der neuen Feuerwache 2 am Albersloher Weg genehmigten und den Baubeschluss für die Rettungswache in Mecklenbeck und das Gerätehaus des Löschzuges Werse-Laer fassten. "Wir sind auf diese Verstärkung unserer Strukturen gerade auch in den Außenbereichen dringend angewiesen", unterstreicht Fritzen. "Schließlich müssen wir in acht Minuten bzw. im Außenbereich in zwölf Minuten an jedem Einsatzort im Stadtgebiet von Münster angekommen sein. Und Münster ist die zweitgrößte Flächenstadt in Nordrhein-Westfalen."
"Funktionierende Gefahrenabwehr ist ein Standortfaktor", versichert Gerhard Joksch, der für die Feuerwehr zuständige Dezernent. Daher sei es unverzichtbar, dass die personelle und sachliche Ausstattung der Feuerwehren mit der zunehmenden Zahl der Notfälle mithalte. Wenn man allein die Sachschäden betrachte, die der rasche und professionelle Einsatz der Retter im vergangenen Jahr habe verhindern helfen, so habe sich die Investition in die münstersche Feuerwehr - rein volkswirtschaftlich betrachtet - fast zweifach ausgezahlt.
Doch was für ihn wirklich zählt, sagt Benno Fritzen: "Bei uns hat sich brieflich eine Frau bedankt, die im September 2002 von einem Sattelschlepper überrollt wurde. Ein 38-Tonner stand mit seinem Vorderrad im Unterleib der Frau, und ihre Überlebenschancen waren sehr schlecht. Unsere Leute haben sie da herausgeholt, und durch die schnelle Hilfe hat sie überlebt. Das spornt doch an."