Genaue Zahlen hat niemand. Überträgt man aber hilfsweise die Bundesstatistik auf Münster, dann wären hier im letzten Winter gerade mal 50 000 Impfdosen verkauft worden, obwohl die Impfung für 80 000 bis 90 000 Menschen sinnvoll gewesen wäre. Dr. Christoph Cassier vom Gesundheitsamt: "Impfen lassen sollten sich vor allem Menschen über 60 Jahren und Patienten jeden Alters mit schweren chronischen Erkrankungen, zum Beispiel mit chronischen Herz- und Lungenkrankheiten oder anderen Leiden, die die Immunität schwächen."
Weiter empfiehlt er die Schutzimpfung all denen, die durch ihren Beruf einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind oder die durch ihre Tätigkeit eine Infektion leicht auf andere übertragen können. Das gilt etwa für medizinisches Personal und Beschäftigte in Einrichtungen mit starkem Publikumsverkehr.
In der Vergangenheit sind in den Wintermonaten immer wieder ohne Vorwarnung schwere Grippeepidemien aufgetreten. ”Die große Wandlungsfähigkeit der Grippeviren und die zeitlich begrenzte Wirkung der Impfung erfordern, dass die Impfung jährlich mit einem Impfstoff wiederholt wird, der auf die aktuellen Erregertypen abgestimmt ist”, erläutert der Mediziner.
Die Impfung richte sich nicht gegen einfache grippale Infekte, die mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit einhergehen. Dr. Cassier: ”Die echte Virusgrippe kann eine Reihe schwerer Komplikationen nach sich ziehen, beispielsweise Lungenentzündungen oder Entzündungen des Herzens.” Schätzungen besagen, dass der Erkrankungswelle in der Grippesaison 2002/2003 bundesweit zwischen 12 000 und 20 000 Sterbefälle - vor allem unter immungeschwächten, sehr alten Menschen - anzulasten sind.
Mit seiner Empfehlung zur vorbeugenden Impfung schließt sich das Gesundheitsamt einer Erklärung des Robert-Koch-Institutes an. Dieses arbeitet mit der Weltgesundheitsorganisation zusammen, die die Zusammensetzung des aktuellen Impfstoffs festlegt.
Die Impfung nimmt der Hausarzt vor. In der Regel tragen die Krankenkassen die Kosten. Die heute verwendeten Grippeimpfstoffe seien sehr gut verträglich und hätten wenig Nebenwirkungen, so Dr. Cassier. Die Impfung entfalte ihren Schutz allerdings frühestens nach einer Woche, nach zwei Wochen sei er vollständig. Wer bis zum Ausbruch einer Grippewelle warte, riskiere, dass der Impfstoff dann knapp werde. Das zeige die Erfahrung der letzten Jahre.