Kohlendioxid entsteht bei der Stromerzeugung und beim Heizen und wird beim Verbrennen von Kraftstoff im Automotor freigesetzt. Damit sind die wesentlichen Verursacher der Kohlendioxid-Emissionen klar: Im Untersuchungszeitraum hat die Wohnfläche in Münster beispielsweise um 14,5 Prozent zugenommen. Der Trend zu immer mehr Single-Haushalten schlägt in der Bilanz voll durch. Damit steigt auch die beheizte Fläche. Dennoch sind die Kohlendioxid-Emissionen pro Quadratmeter Wohnraum um 23 Prozent zurückgegangen.
Als Ursache für diese erstaunliche Entwicklung sehen die Wissenschaftler vom Wuppertal-Institut vor allem das vorbildliche städtische Förderprogramm Altbausanierung und die Tatsache, dass die Stadt bei Grundstücksverkäufen Häuslebauern den Niedrigenergiehaus-Standard vorschreibt. Auch der veränderte Energiemix beim Heizen spielt eine Rolle: Mehr Nahwärmeanschlüsse, mehr Blockheizkraftwerke sowie der nach wie vor hohe Erdgas- und Fernwärmeanteil statt Strom fressender Nachtspeicherheizungen.
Trotz zunehmender Mobilität in der gesamten Region konnte der Ausstoß von Kohlendioxid im Bereich Verkehr leicht gesenkt werden. Ursache: Die Münsteranerinnen und Münsteraner nutzten verstärkt Busse und Bahnen und verzichteten entsprechend auf das Auto.
Stromverbrauch frisst Kohlendioxid-Einsparungen
Die Entwicklung des Stromverbrauchs setzte der positiven Bilanz allerdings einen gehörigen Dämpfer auf. Um mehr als ein Viertel stieg der Verbrauch für Klimaanlagen, EDV, andere Elektrogeräte, Kraft und Beleuchtung an. Jährlich wuchs die Menge der Kohlendioxid-Emissionen damit um 75 000 Tonnen an und ließ die Gesamt-Einsparungen von 1990 bis 2000 lediglich noch 3,4 Prozent betragen.
Im bundesweiten Vergleich liegt Münster damit aber immer noch ganz gut. In Nordrhein-Westfalen sanken die Emissionen im gleichen Zeitraum um insgesamt 2,1 Prozent, in einigen Großstädten wie Hamburg (+ 6 Prozent) oder München (+ 0,3 Prozent) stiegen sie sogar.
17 Prozent Einsparungen dennoch möglich
Beim Ausblick auf das Zieljahr 2005 zeichnen die Wissenschaftler dennoch ein erfreuliches Bild. Die Erneuerung des Stadtwerke-Heizkraftwerks am Hafen, der Umbau des Heizkraftwerks der Uni und der Bau von 18 Windkraftanlagen werden mithelfen, in Zukunft rund 303 000 Tonnen Kohlendioxid zu sparen, errechneten sie. Unter der Annahme, dass die Stadt ihre Aktivitäten im Klimaschutz fortsetze, könnte immerhin eine Kohlendioxid-Einsparung von insgesamt 17 Prozent erreicht werden.
Das Wuppertal Institut attestiert der Stadt und der kommunalen Politik, sich "aktiv und mit großem Engagement" für den Klimaschutz eingesetzt zu haben und dabei den Weitblick bewiesen zu haben, "dass Klimaschutz auch oftmals Wirtschaftsförderung bedeutet". So profitieren nicht nur das Klima, sondern auch beispielsweise die Bürgerinnen und Bürger, die weniger Geld für Heizung und mehr für andere Dinge ausgeben können, oder das Handwerk, das Aufträge bei der Altbausanierung erhält, und nicht zuletzt der städtische Haushalt durch deutlich gesunkene Ausgaben für Heizung und Strom.
Wie die verbleibenden rund acht Prozent Kohlendioxid eingespart werden können, die zur Erfüllung des Kyoto-Protokolls noch fehlen, dazu geben die Wuppertaler Wissenschaftler ebenfalls eine Empfehlung: Intensivierung der industriellen Kraft-Wärme-Kopplung und weitere Aktivitäten zum Stromsparen, "zum Beispiel nach dem Vorbild der Stadt in den eigenen Gebäuden."