1953 und 1989 sind die Schlüsseldaten in der Geschichte von "Widerstand und Opposition in der DDR". Und sie stehen mit ihren politischen Ereignissen in der gleichnamigen Wanderausstellung im Stadtmuseum Münster im Blickpunkt.
Opposition, Mut und Zivilcourage
"Es sind rund 500 Exponate, mit denen die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland den Spot richtet auf einen Teil ostdeutscher Geschichte, der immer mehr in Vergessenheit gerät", so Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé. "Münster ist die vorerst letzte Station einer Ausstellung zu Opposition, Mut und Zivilcourage vor dem Hintergrund der deutschen Teilung".
Inhaltlich wurde die Ausstellung mit zahlreichen Ton- und Filmdokumenten vom Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig der Stiftung erarbeitet. "Sie erinnert mit prägnanten Einzelbeispielen an die Ablehnung des SED-Staates. Sie fragt nach Reaktionen auf Mauerbau und Niederschlagung des "Prager Frühlings" und beschreibt den politischen Protest der Bürgerbewegung in den 1970-er und 1980-er Jahren", skizziert Dr. Anne Martin die Bandbreite.
Repressionen des Regimes spiegeln sich in der Ausstellung im Stadtmuseum besonders in den Lebensläufen prominenter wie unbekannter DDR-Bürger. Wer Widerstand leistete oder zur Opposition gehörte, geriet in die Mühlen von Staatssicherheit und Justiz. Immer wieder symbolisieren Ausstellungsobjekte die Zivilcourage von Menschen. Darunter ist der "Blumenständer", in dem verbotene Dokumente versteckt wurden. Oder die polnische Fahne, mit der Roland Jahn in Jena öffentlich Solidarität mit der Gewerkschaftsbewegung "Solidarnosc" bekundete.
Die Schau setzt ein mit den frühen Protesten gegen die "antifaschistisch-demokratische Umwälzung" von Staat und Gesellschaft und Widerständen gegen die SED-Gründung im April 1946.
Tagebuch zum 17. Juni 1953
"Die ganze Welt hat unverhüllt unsere Not gesehen". Diese Worte schreibt eine junge Frau im Juni 1953 in ihr Tagebuch, nachdem Panzer, sowjetisches Militär und Volkspolizei den Aufstand vom 17. Juni niedergeschlagen haben. Das Heft mit dem persönlichen Erleben liegt in der Ausstellung zum Nachlesen bereit. Wochenschauen, Film-, Foto- und Textdokumente sowie Stimmen von Zeitzeugen richten sich nicht nur auf die Ereignisse in Ost-Berlin. Auch die mitteldeutschen Industriezentren Magdeburg, Leipzig, Bitterfeld, Halle und Jena und Demonstrationen auf dem Land sind beim "17. Juni" Thema. Dargestellt werden nicht zuletzt Reaktionen des Westens.
Der Mauerbau 1961 und die Niederschlagung des "Prager Frühling" 1968 schließen chronologisch an. Für ein einzelnes Ereignis steht die Beatdemonstration 1965 in Leipzig. "Freiheit für den Beat" fordern einige hundert Jugendliche und ziehen gegen das Verbot verschiedener Musikgruppen durch das SED-Regime zu Felde.
Havemann und Biermann
An die Opposition in den 1970-er und 1980-er Jahren erinnern Biografien von Bürgerrechtlern und Regimekritikern. Mit Robert Havemann wird eine Leitfigur des Widerstands in den Mittelpunkt gestellt. Ebenso wie der Liedermacher Wolf Biermann und die Folgen seiner Ausbürgerung 1976.
Weitere Schlaglichter richten sich auf die friedliche Revolution vom Herbst 1989. In einer präparierten Aktentasche verbirgt sich die Kamera, mit der Siegbert Schefke am 9. Oktober 1989 seine legendären Aufnahmen von der Montagsdemonstration machte. Vom Turm einer Kirche am Leipziger Ring aufgenommen, gingen die Bilder von mehr als 70 000 demonstrierenden Menschen in der DDR um die Welt ...
Info: Ausstellung "Widerstand und Opposition in der DDR", bis zum 6. Januar 2004 im Stadtmuseum Münster, Eintritt frei; Begleitprogramm mit Führungen, Lesung und Vortrag; Info: Telefon 02 51 - 4 92 45 03. Fotos:
Protest gegen Verbote von Musikgruppen: Wandparole "Freiheit für den Beat" in Leipzig 1965
Demonstration der Friedensgemeinschaft Jena 1983
Bürgerrechtler fordern Freiheit bei der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration im Januar 1988
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