Wenn der Alltagsstress erst einmal vorbei ist und sich die wohl unvermeidliche Vorweihnachtshektik gelegt hat, dann können wir zur Ruhe kommen - dann können wir Weihnachten feiern. Wir alle wünschen uns frohe Weihnachten, friedliche Weihnachten und auch besinnliche Weihnachten. Alle drei Wünsche sind in diesem Jahr ganz besonders angebracht.
Denn wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns: Sowohl der Krieg im Irak und seine Folgen, aber auch die vielen notwendigen Reformvorhaben haben uns 2003 beschäftigt und werden das auch im nächsten Jahr tun. Und dazu kamen die vielen kleinen und großen Begebenheiten und Ereignisse in der großen weiten Welt, in Münster und im Privatleben.
Unsere Welt wird - so scheint es mir - immer hektischer, immer aufgeregter. Auch deshalb ist es gut, dass jetzt Weihnachten ist. Wir können uns besinnen und uns selber fragen: Haben wir, wenn wir uns in der Welt umschauen, wirklich Grund, so deprimiert zu sein, wie es oft erscheint? Sind wir nicht in der beneidenswerten Lage, unser Leben selbst zu gestalten und das Beste daraus zu machen? Leben wir nicht in Freiheit, Demokratie und Wohlstand und ohne akute Angst vor einem Krieg?
Wir sollten uns aber auch fragen: Was können wir tun, damit es mehr Menschen besser geht? Was können wir tun, damit mehr Menschen Arbeit haben? Was können wir tun, damit es weniger Gewalt gibt? Und vor allem: Was muss geschehen, damit unsere Kinder eine bessere Zukunftsperspektive haben?
Ich habe gerade in diesem Jahr sehr viele engagierte Münsteranerinnen und Münsteraner kennen lernen dürfen. Ob es unsere ausländischen Mitbürger waren, die ich für ihr großartiges Engagement bei der Flut im vergangenen Jahr auszeichnen durfte oder die diesjährigen Träger der Münster-Nadel; ob es die vielen Initiativen und Gruppen waren, die sich in den Stadtteilen um die Integration von Flüchtlingen bemühen; ob es die Ehrenamtlichen waren, die sich in den Sportvereinen engagieren und dort gerade auch vielen Jugendlichen eine soziale Heimat schaffen - die Liste ließe sich fortsetzen.
In unserer Stadt gibt es erfreulicherweise sehr viele Menschen, die sich engagieren, die anpacken, die nicht darauf warten, dass irgendjemand etwas für sie tut, sondern die ihr Lebensumfeld, ihren Stadtteil, ihre Nachbarschaft selber mitgestalten.
Nur wenn sich viele Menschen einbringen, sich engagieren, mehr tun als sie unbedingt tun müssen, dann werden wir die Herausforderungen, die auch das neue Jahr mit sich bringen wird, meistern können. Ob es die großen Aufgaben sind, die auf Bundesebene mit weiteren Reformnotwendigkeiten auf uns warten; ob es die Fragen sind, die sich rund um Europa und die europäische Verfassung ranken; ob es die kommunalen Entscheidungen sind, die von der Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2010 bis hin zum notwendigen Strukturwandel und den Folgen der Verwaltungsstrukturreform für unsere Stadt reichen und wichtige Weichenstellungen für die Zukunft Münsters bedeuten - das Jahr 2003 war wichtig und markierte einen Wendepunkt, das Jahr 2004 wird sich ähnlich darstellen. Und in solchen Zeiten werden wir alle gebraucht: Unser Engagement, unsere Arbeit, unsere Ideen. Es kommt auf uns an, wenn es darum geht, wie unsere Zukunft aussieht.
Vielleicht sollten wir uns in diesen Tagen auch darauf besinnen.
Ich wünsche Ihnen allen auch in diesem Sinne ein besinnliches und frohes Weihnachtsfest, das Sie hoffentlich alle so feiern können, wie Sie es sich gewünscht haben und das sie mit denen feiern können, mit denen sie gerne zusammen sind. Und sollte es Ihnen in diesen Tagen nicht so gut gehen, wünsche ich Ihnen, dass es bald wieder aufwärts geht.
Ihr Dr. Berthold Tillmann Oberbürgermeister