Der Oberbürgermeister geht davon aus, dass der endgültige Beschluss zur Bewerbung Münsters eine breite Mehrheit findet. Schließlich habe seinerzeit auch bei den im Rat vertretenen Fraktionen politische Einmütigkeit geherrscht, den Prozess zur Erarbeitung einer Bewerbung in Angriff zu nehmen.
Ohnehin beispiellos sei der Rückhalt in der Bürgerschaft. Aus ihr seien - typisch für Münster - wesentliche Impulse für die Bewerbung gekommen. Politik und Verwaltung hätten gemeinsam ein Kulturhauptstadt-Büro geschaffen als Schnittstelle zwischen Politik und Bürgerschaft, Verwaltung und Sponsoren, Institutionen und Freien, Kultur-schaffenden und Kulturinteressierten. Die Erarbeitung der Bewerbung sei fast ausschließlich durch Spenden- und Sponsoringbeiträge von insgesamt 300 000 Euro möglich geworden. Tillmann: "Das scheint in keiner anderen Bewerberstadt so gelungen zu sein."
Zeitpunkt für die Abgabe der Bewerbung ist Ende März. Voraussichtlich Ende Juni wird die Landesregierung entscheiden, welche Stadt sie für Nordrhein-Westfalen dem Bundesrat vorschlagen wird. Für den Aufwand in dieser Zeitspanne schlägt die Verwaltung dem Rat vor, zu den 300 000 Euro Spenden- und Sponsorenmitteln noch einen städtischen Ergänzungsbeitrag von 40 000 Euro bereitzustellen.
Nach der Entscheidung auf Landesebene muss Münster für den Fall der NRW-Nominierung seine Bewerbung in einer zweiten Phase bis Oktober 2005 auf Bundesebene erfolgreich platzieren. Die Verwaltung kalkuliert dafür erneut mit einem Betrag von 300 000 Euro für Kultur und Marketing.
Wenn auch diese Hürde genommen werden sollte, d.h. wenn Münster wirklich die auf nationaler und europäischer Ebene "gekürte" Kulturhauptstadt im Jahre 2010 wird, dann ist für die Vorbereitung und Durchführung des Kulturjahres mit einem Gesamtbudget (ohne Investitionen) von 50 Mio Euro zu rechnen. "Eine Summe, die auf den ersten Blick den Atem raubt, die sich aber bei näherer Betrachtung als realistisch und auch - insgesamt betrachtet - als rentierlich erweisen dürfte", so der Oberbürgermeister.
Die Stadt gehe dabei von einem Eigenanteil von 20 Mio Euro als "Basisfinanzierung" aus. Von EU, Bund, Land und Region auf der einen Seite sowie von Stiftungen und Sponsoren auf der anderen Seite erwarte man sich jeweils 15 Mio Euro Projektunterstützung. Soweit bekannt, orientieren sich auch die anderen deutschen Bewerberstädte - ähnlich wie die ehemalige Kulturhauptstadt Graz - an der Summe von 50 Mio Euro an Projektmitteln.
Folgende Themenfelder nannte Projektmanager Markus Müller für Münsters Bewerbung: Kunst (Skulptur.Projekte als weltweites Referenzmodell), Geschichte (Westfälischer Friede), Stadt als Bühne / Bühnen der Stadt (Architektur, urbanes Leben, künstlerische Darstellung), Bildung (acht Hochschulen, ältestes Gymnasium Deutschlands, Münster lebt lebenslanges Lernen), Wandel (Städte, die den Wandel meistern, bleiben sich treu), Lebensart (westfälische Bodenständigkeit als Exportartikel).
Aus den Themenfeldern ergeben sich unter anderem folgende konkreten Leitprojekte: Datenbank Westfälischer Friede (jederzeit zugängliche virtuelle Datenbank), Vor dem Frieden (Symposium mit Friedensforschern), Nach dem Frieden (Veranstaltungen zur Friedensfähigkeit der Neuzeit), Frieden in der Kunst (Politische und diplomatische Bildfindungen), Skulptur.Projekte revisted (Kritische Rückschau auf 30 Jahre Ausstellungspraxis), Am Beginn des Jahrtausends (Kunst des ersten Jahrzehnts), Kunst am Markt, Stadt-Raum-Kultur, Kultur-Politik in der Stadt. - www.muenster2010.de