„Die Erneuerung dieser Abteilungen war nach 15 Jahren schlichtweg überfällig“, unterstreicht Dr. Barbara Rommé. Es blieb nicht allein bei frischer Farbe und dem Austausch von schadhaften Großfotografien. Neue Objekte wurden eingearbeitet, Raumaufteilungen verändert und zusätzliche Inhalte aufgenommen. „Besonders haben wir die Renovierung für eine optimale didaktische Umsetzung dieser wichtigen Zeit genutzt“, führt die Museumsdirektorin weiter aus.
Erster Weltkrieg und Weimarer Republik
Altbewährtes ist dennoch geblieben. Das Kabinett zum Ersten Weltkrieg und zur Weimarer Republik beherbergt als unmittelbaren Blickfang das Stadtmodell Münsters 1903. Doch ringsum machen wandfüllende Plots auf sich aufmerksam. „Der Blick wird gelenkt auf die patriotische Begeisterung der Jahre um 1914, die folgende Sorge um die Soldaten an der Front und den Hungerwinter 1917/1918“, erläutert Dr. Rita Kauder-Steiniger, die für die Neukonzeption verantwortlich zeichnet. Größere Vitrinen ermöglichen einen guten Blick auf Objekte aus jener Zeit. Etwa auf Exponate, die Kriegseuphorie spiegeln: „Hurra-Kitsch“ mit dem Konterfei des Kaisers und Eisernen Kreuzen.
In den 1920er Jahren stürzt Deutschland nach Inflation und kurzem Aufschwung in die Weltwirtschaftskrise. Dieser Not konnte der aus Münster stammende Reichskanzler Heinrich Brüning nicht Herr werden. Darüber hinaus wichtig: Der Tourismus in Münster wird in genau dieser Zeit langsam angekurbelt. Etliche Souvenirs stehen in der Schausammlung für die Anfänge von Werbung und Marketing.
Nationalsozialistische Gauhauptstadt
In den 1930er Jahren kommt es mit der „Machtergreifung“ Hitlers zu einer Gleichschaltung in sämtlichen Lebensbereichen. „Objekte aus dem Stadtbild, aber vor allem aus dem ganz privaten Alltag verdeutlichen die Allgegenwart der NSDAP“, erklärt Dr. Rita Kauder-Steiniger. Beispiel hier die Volksempfänger, die plötzlich zu erschwinglichen Preisen auf den Markt drängen - die Propaganda kommt auf Touren.
Bei der Kommunalwahl im März 1933 stieg die NSDAP mit 40,2 Prozent in Münster zur stärksten Partei auf. Münster - als Hauptstadt des Gaus Westfalen-Nord - sollte der neuen Funktion entsprechend städtebaulich repräsentativ umgestaltet werden. Wirklich gebaut wurden jedoch nur militärische Anlagen. Widerstand erfuhren die Machthaber von Clemens August von Galen. Der Bischof von Münster verurteilte schon 1934 in seinen Hirtenbriefen die nationalsozialistische Rassenlehre.
Religiöses Leben in Münster
Auch das religiöse Leben - in einer seit Jahrhunderten vom Katholizismus geprägten Stadt wie Münster ein wichtiges Thema - hat in der Schausammlung einen festen Platz. Im überarbeiteten Kabinett richtet sich der Blick nicht allein mehr allein auf das katholische Leben. Er erweitert sich auf jüdisches Leben und auf die protestantischen Gemeinden dieser Stadt. „Erstmals präsentieren wir Leihgaben der Apostelkirche in Münster“, so Rita Kauder-Steiniger. Gezeigt werden die originalen Abendmahlsgefäße, die der Silberschmied Johann Bernhard Vormann damals für die junge Kirchengemeinde schuf. Besonders schön und selten: Eine Ansichtstasse aus dem Biedermeier mit dem Abbild der Apostelkirche.
Der Bereich religiöses Leben in Münster wäre nicht vollständig ohne die dritte wichtige Glaubensgemeinschaft - die jüdische Gemeinde. Erst ab 1810 durften sich Juden nach mehr als 500 Jahren wieder in Münster ansiedeln. Die Gemeinde wuchs rasch - 1880 errichteten rund 400 Mitglieder die Synagoge, die in der Ausstellung nach einer Vorlage des Fotopioniers Friedrich-Hundt abgebildet ist.
Fotos: Wilhelm Achtermann schuf diese Madonna mit Kind 1861. Das Kunstwerk aus Marmor ist zu sehen in der Abteilung „Religiöses Leben in Münster“.
Nationalsozialistische Gauhauptstadt: Massenappell vor dem Schloss am 15. Oktober 1933.
Fotos: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei