Stadt und Umweltministerium gehen davon aus, dass die Interessenabwägung in der Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts unzutreffend ist. Die für Covance belastenden Auswirkungen einer Videoüberwachung würden zu stark gewichtet und das öffentliche Interesse an einer solchen Überwachung zu gering veranschlagt. So betrage der finanzielle und technische Aufwand für die Überwachung nur einen Bruchteil der von Covance genannten Summe. Da die Tierschutzbeauftragte der Firma ohnehin die Einhaltung tierschutzrechtlicher Bestimmungen überwachen müsse, erhalte sie durch die Überprüfung des Videomaterials auch keine zusätzliche Aufgabe.
Wie die mittlerweile vorliegenden Gutachten zur Bewertung des von Tierschützern verdeckt aufgenommenen Filmmaterials zu bewerten sind, und ob es bei der Firma tatsächlich zu Verstößen gegen den Tierschutz gekommen ist, soll nach dem Votum der Stadt im noch nicht abgeschlossenen behördlichen Widerspruchsverfahren bewertet werden.
Im Widerspruchsverfahren wird geklärt, ob nachträgliche Auflagen wie die Videoüberwachung aufrecht erhalten, abgeändert oder aufgehoben werden. Ungeachtet des juristischen Tauziehens haben die vom Veterinäramt der Stadt und vom Umweltministerium veranlassten zusätzlichen Überprüfungen das Tierlabor aber anscheinend darin bestärkt, für die Versuchstiere Verbesserungen zu planen und umzusetzen, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. So werden mehr Tiere in Paaren und Gruppen gehalten und es wurden weitere vier große Gruppenkäfige fertiggestellt.
Außerdem liegt ein Umbauplan für größere, tiergerechtere Käfige vor, mit denen bereits eine künftige Europarats-Empfehlung Jahre vor deren Inkrafttreten umgesetzt würde. Bislang liegt ein Entwurf für diese Empfehlung vor. Bis sie verabschiedet und in Bundesrecht übergeleitet ist, vergehen erfahrungsgemäß Jahre - und dann wird es voraussichtlich nochmals eine mehrjährige Übergangsfrist für den Austausch der Käfige geben.
Mittlerweile hat auch eine zusätzliche Tierärztin, die vorher am Deutschen Primatenzentrum tätig war, ihre Arbeit bei Covance zur Unterstützung der Tierschutzbeauftragten aufgenommen. Hinzu kommen innerbetriebliche Fortbildungen für Mitarbeiter zum Umgang mit den Tieren und die Aktualisierung der Stellenbeschreibungen in Hinblick auf Tierschutz und Umgang mit den Affen.
Stadt und Umweltministerium setzen sich unabhängig vom laufenden Gerichtsverfahren für weitere Verbesserungen für die Tiere ein und gehen davon aus, dass zwei weitere in Auftrag gegebene Gutachten praxisgerechte Konzepte für eine artgerechtere Tierhaltung vorschlagen werden.