Wie dem auch sei: Für Urlauber klingt das Reiseziel Mauritius viel versprechend. Dem Amtstierarzt der Stadt Münster bescherte die Ferieninsel im Oktober 1999 allerdings einen banalen fünftägigen Arbeitsaufenthalt. Der aber war zwingend erforderlich und würde nach Angaben der Verwaltung heute nicht anders als damals erfolgen. Es galt die Zucht und Haltung von Affen zu überprüfen, die vom Tierlabor Covance importiert werden.
Der Amtstierarzt hatte zu klären, ob auf Mauritius die Bedingungen vorliegen, damit in Deutschland die sechswöchige Quarantäne für Importtiere vermieden oder zumindest verkürzt werden kann. Daran war Covance interessiert, aus ganz anderen Gründen musste die Veterinärbehörde daran nicht weniger interessiert sein.
Erstens: Eine Quarantäne auf Mauritius statt in Münster liegt im Interesse des Tierschutzes - die Affen könnten länger in Gruppenhaltung unter gewohnten Lebensbedingungen (Klima, Licht, Futter etc.) verbleiben. Zweitens: Eine Quarantäne auf Mauritius erhöht den Schutz vor dem Import kranker Tiere - in Deutschland sind maximal sechs Wochen Quarantäne zulässig; das ist zu kurz für eine sichere Diagnose, um etwa die auf Menschen übertragbare Tuberkulose auszuschließen.
Der Amtstierarzt prüfte auf Mauritius die Arbeitsweise und Dokumentation des Primatenzentrums und vereinbarte Details für einen eigenen, abgetrennten Quarantänebereich. Bis Mitte 2002 wurden die baulichen, organisatorischen und personellen Vorgaben umgesetzt. Seitdem kommen die Tiere auf Mauritius unter günstigeren Bedingungen drei Monate in Quarantäne. Dafür kann die Quarantäne in Deutschland entfallen bzw. durch eine zweiwöchige Beobachtungszeit ersetzt werden.
Ob diese Regelung angewendet wird, entscheidet das Veterinäramt bei jedem Tierimport neu. Vor dem (gebührenpflichtigen) Bescheid erfolgt unter anderem jeweils ein Abgleich mit Meldungen der Weltgesundheitsorganisation und des Internationalen Tierseuchenamtes.
Um missverständliche Interpretationen von vornherein auszuschließen, hatte die damalige Oberbürgermeisterin übrigens entschieden, dass die Stadt die Kosten der Dienstreise selbst trägt. Heute würde unter gleichen Voraussetzungen eine Dienstreise wie damals genehmigt. Die mittlerweile geltenden Richtlinien der Stadt zur Korruptionsvorbeugung würden eine Übernahme der Reisekosten durch die Firma Covance sogar ausdrücklich verbieten.
Die Dienstreise hat exakt 2745 Euro gekostet. Der Etatentwurf 2004 sieht 157 820 Euro für Dienstreisen vor - Reisen zu Aus- und Fortbildungen und in die Partnerstädte nicht inbegriffen.
Bildtext:
Die Aufzuchtstation eines Primatenzentrums auf Mauritius war Ziel des Arbeitsbesuchs im Oktober 1999. - Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung honorarfrei.