„Mutig und wegweisend“. So wertet Münsters Kulturdezernentin die Investition in die neue Kunsthalle. Helga Boldt: „Münster wird damit seinen internationalen Ruf in Sachen zeitgenössischer Kunst hervorragend verteidigen können“. Die Kultur erweise sich als Motor und Anker in einem sich neu entwickelnden Stadtteil altindustrieller Prägung. Ein Projekt mit Vorbildcharakter und nicht zuletzt mit Blick auf die Bewerbung Münsters zur Kulturhauptstadt von Bedeutung.
Es geht hoch hinaus in dem ehemaligen Getreidespeicher am nördlichen Hafenbecken. In der fünften Etage mit weitem Blick über Hafen und Stadt dehnen sich unter sieben Meter hohen Decken 1000 Quadratmeter für die Kunst aus. Darin ein geräumiges Depot plus Werkstatt auf gleicher Ebene - optimale Arbeitsbedingungen also für Künstlerinnen und Künstler, die auch raumbezogen arbeiten.
Laboratorium für aktuelle Entwicklungen
Rauh, spröde und wenig museal das Ambiente. Für Dr. Gail B. Kirkpatrick geradezu ein Glücksfall. „Es unterstreicht den experimentellen Werkstattcharakter. Die Ausstellungshalle soll Laboratorium und Forum sein für aktuelle Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst“, betont die Kunsthistorikerin, die seit 1991 die Leitung der städtischen Ausstellungshalle innehat und sich die Direktion künftig mit dem münsterschen Kunsthistoriker Dr. Martin Henatsch teilt. „Ein dynamischer Aktionsraum für Einzelpositionen wie für themenorientierte Gruppenschauen“.
Spannend und einzigartig auch das spezifische industrielle Hafenflair. Gail B. Kirkpatrick: „Künstler schätzen diese `urbane Unaufgeräumtheit`. Sie entspricht der experimentellen Seite der bildenden Kunst, weil sie in großem Maß Gestaltungsfreiheit zulässt“.
Internationale Positionen und Kunst aus Stadt und Region
Alle Ausstellungen - geplant sind pro Jahr vier bis fünf - greifen neueste Tendenzen bildender Kunst auf. Internationale Positionen sind dabei wichtig. Keineswegs aus dem Blick geraten indes die örtliche wie regionale Kunstszene. Mindestens eine Präsentation pro Jahr bleibt vielversprechenden Künstlern aus Münster und Umgebung vorbehalten.
„Münster ist Sitz der Kunstakademie. Das ist auch für das Programm der Ausstellungshalle Chance und Verpflichtung zugleich“, hebt Klaus Ehling hervor. Der Leiter des städtischen Kulturamtes erinnerte an markante Entwicklungsetappen im Speicher-Projekt, das nicht allein die Kunsthalle im Dachgeschoss, sondern auf vier Etagen 32 Künstlerateliers beherbergt.
Public-Private-Partnership
„Public-Private-Partnership mit Modellcharakter“. So benennt der Kulturamtschef „die beispielhafte Kooperation“ von Stadt, Land und dem münsterschen Unternehmer Wolfgang Hölker (Coppenrath Verlag). „Diese Allianz für die bildende Kunst in Münster ermöglichte die 4,5 Millionen Euro-Sanierung des alten Kornspeichers und garantiert den Kunstschaffenden darüber hinaus akzeptable Ateliermieten“, betont Klaus Ehling. Das Erdgeschoss im Speicher komplettiert den Dreiklang für die Kunst - dort wird demnächst Platz für Einrichtungen und Betriebe aus der Kulturwirtschaft sein.
„Firewall“
Mit einem international besetzten Projekt öffnet die städtische Ausstellungshalle am 25. Juni ihre Pforten. Künstlerpersönlichkeiten aus Europa und den USA reflektieren in „Firewall“ (wörtlich übersetzt: Brandschutzmauer) Phänomene elektronischer Kommunikation und das existentielle Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit. An dieser Ausstellung mit Beiträgen aus Malerei, Skulptur, Installation und Video sind beteiligt: Jonas Dahlberg (Schweden), Andreas Köpnick (Deutschland), Julie Mehretu (USA), Aernout Mik (Niederlande), Julia Scher (USA), Magnus Wallin (Schweden), Johannes Wohnseifer (Deutschland).
50 000 Euro für Premierenausstellung
Schon zur Premierenschau wird den Kuratoren Kirkpatrick / Henatsch große Anerkennung zuteil: Mit 50 000 Euro fördert die Kunststiftung NRW diese Auftaktpräsentation. Vom 25. Juni bis 5. September in der Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst Münster.
Foto: 1000 Quadratmeter für junge künstlerische Positionen: Die neue Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster. Foto: Presseamt Stadt Münster. Veröffentlichung honorarfrei.