Die wichtigsten durch Zecken übertragenen Erkrankungen in Mitteleuropa sind die so genannte FSME - die Frühsommer-Meningoenzephalitis - und die Borreliose. Die Zecke überträgt die FSME-Viren und die Borrelien (Bakterien) beim Blutsaugen auf den Menschen. "Man sollte genau zwischen diesen Erkrankungen unterscheiden. Während ein zuverlässiger Schutz vor FSME durch vorbeugende Impfung möglich ist, wird an einem Impfstoff gegen Borreliose noch gearbeitet. Aber die Borreliose ist als bakterielle Erkrankung mit Antibiotika, insbesondere in frühen Stadien, gut behandelbar", erläutert Dr. med. Christoph Cassier, Medizinaldirektor im Gesundheitsamt.
Die Borreliose kommt praktisch überall dort vor, wo auch Zecken zu finden sind, also auch in Münster. Die FSME dagegen ist auf bestimmte Regionen beschränkt. In Deutschland handelt es sich im Wesentlichen um große Teile von Bayern und Baden-Württemberg, aber auch Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen haben Risikogebiete, nicht jedoch NRW. Außerhalb Deutschlands besteht ein FSME-Risiko etwa in Österreich, Ungarn, im östlichen Schweden oder der Schweiz. Besonders betroffen sind auch die baltischen Staaten und Russland. Aber längst nicht jeder Zeckenstich führt zu einer Infektion mit Krankheitserregern. Andererseits ereignen sich Zeckenstiche in etwa der Hälfte der Fälle unbemerkt.
Sowohl FSME als auch Borreliose können das zentrale Nervensystem angreifen und zu Hirnhautentzündungen führen. Das erste Zeichen einer Borreliose ist häufig die so genannte Wanderröte, eine Rötung rund um den Zeckenstich, die sich kreisförmig ausbreitet. In der Folge kann es zur Beteiligung verschiedenster Organe kommen.
Die FSME äußert sich im harmlosesten Fall als eine Art "Sommergrippe", die mit Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit einhergeht. Bei etwa zehn Prozent der Infizierten kommt es jedoch zu Entzündungen des Gehirns und der Hirnhäute. Bei schweren Verlaufsformen können unter anderem Lähmungen zurückbleiben. "FSME kann nicht mit Medikamenten gezielt behandelt werden. Um so wichtiger ist der Schutz durch Impfung, wenn man in die betroffenen Gebiete reisen will und Kontakt zur Vegetation haben wird", empfiehlt Dr. Cassier.
Zecken fallen übrigens nicht, wie oft behauptet, von den Bäumen, sondern sitzen vor allem im langen, hohen Gras, an Sträuchern und im Unterholz, etwa am Rand von Waldwegen. Deshalb sollte man diese Stellen meiden. Lange und geschlossene Kleidung und das Auftragen einer Zecken abweisenden Lotion mindern das Risiko. In der Haut festsitzende Zecken sollten möglichst umgehend mechanisch, am besten mit einer Pinzette entfernt werden. Anschließend wird die Stichstelle wie jede Wunde gründlich desinfiziert.
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Eine Wanderausstellung im Gesundheitsamt informiert ab Montag, 3. Mai, über Zecken. Unter dem Rasterelektronen-Mikroskop sind die Saugwerkzeuge zu erkennen, mit denen sich die achtbeinigen Tiere in der Haut verankern. - Foto: Veröffentlichung honorarfrei.