Münster (SMS) Oberbürgermeister Markus Lewe hat am Montag, 20. November, Gertrud Althoff das Verdienstkreuz am Bande überreicht. In der Rüstkammer im Historischen Rathaus nahm die gebürtige Hopstenerin, die heute in Münster lebt, den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland entgegen. Das besondere Zeichen der Anerkennung erhielt die 82-Jährige für ihr jahrzehntelanges Engagement für eine Kultur der Erinnerung an Jüdinnen und Juden, die im nördlichen Münsterland Seite an Seite mit Christen gelebt haben und an das Schicksal vieler unter dem nationalsozialistischen Terror verfolgter Jüdinnen und Juden.
„Gertrud Althoffs unermüdlicher Einsatz für eine weltoffene und menschliche Gesellschaft beeindruckt mich sehr. Mit großem Engagement setzt sie seit mehreren Jahrzehnten Zeichen gegen Voreingenommenheit gegenüber dem vermeintlich Fremden. Es ist zutiefst schockierend und alarmierend, dass antisemitische Anfeindungen gegenüber Jüdinnen und Juden seit dem Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel auch in Deutschland zugenommen haben. Daran wird ganz aktuell deutlich, wie wichtig es für unsere Gesellschaft ist, dass es Menschen wie Gertrud Althoff gibt, die dem Antisemitismus entschieden entgegentreten“, erklärt Oberbürgermeister Markus Lewe.
Zwischen 1981 und 2022 verfasste und veröffentlichte Gertrud Althoff zahlreiche Publikationen zur Aufarbeitung der Geschichte jüdischen Lebens in Westfalen, zur jüdischen Friedhofskultur und zur Verfolgung der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus. Bis heute spricht die pensionierte Studienrätin unter anderem bei Veranstaltungen, in Schulen und bei Vereinen zu diesen Themen. Ihre Sammlungen zu jüdischen Familien und ihre Korrespondenz mit Jüdinnen und Juden, die aus Deutschland geflohen sind, hat sie der Abteilung Westfalen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen (ehemals Staatsarchiv Münster) übergeben, um sie dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Auch Führungen zu Orten jüdischen Lebens bietet Gertrud Althoff an, darunter ehemalige Wohnhäuser von Jüdinnen und Juden, Synagogen und jüdische Friedhöfe. Großes Engagement zeigt sie ebenfalls, indem sie hebräische Inschriften auf Grabsteinen übersetzt. Durch ihre Dokumentation und fachliche Beurteilung jüdischer Friedhöfe trug sie bereits dazu bei, Anlagen zu erfassen, zu restaurieren und zu erhalten.
An der Initiative „Stolpersteine“, bei der zu Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit vor deren früheren Wohnorten Gedenktafeln aus Messing in den Boden eingelassen werden, hat Gertrud Althoff sich ebenfalls beteiligt. In ihrer langjährigen Heimatstadt Rheine stellte sie biografisches Informationen über die betroffenen Menschen zur Verfügung. In ihrem Haus brachte sie mehrfach Jüdinnen und Juden unter, wenn diese nach Deutschland reisten, und begleitete sie zu Orten ihrer Vergangenheit.
Hintergrundinformationen:
Gertrud Althoff ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie war als Studienrätin am Gymnasium Dionysianum in ihrer langjährigen Heimatstadt Rheine und zuletzt am Johannes-Kepler-Gymnasium in Ibbenbüren tätig und ist seit 2005 im Ruhestand. Den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verleiht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger für hervorragende Leistungen für das Gemeinwesen.
Bild: Gertrud Althoff nahm das Verdienstkreuz am Bande in der Rüstkammer im Historischen Rathaus von Oberbürgermeister Markus Lewe entgegen. Foto: Stadt Münster/Meike Reiners. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.