10.08.2023

So soll der Aasee ökologisch stabil werden

Fünf Jahre nach dem Fischsterben: Mehr Raubfische, naturnahe Bereiche und Sauerstoffzufuhr machen das Gewässer widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen

Münster (SMS) Das Fischsterben im Aasee aus dem Jahr 2018 jährt sich in diesem Sommer zum fünften Mal. In der Nacht vom 8. auf den 9. August 2018 verendeten etwa 80 Prozent des Fischbestandes im See wegen Sauerstoffmangels – ausgelöst durch ein plötzliches Algensterben. Damit sich ein solches Ereignis nicht wiederholt, hat die Stadt Münster mit Experten aus Wissenschaft und Praxis die „Resilienzstrategie Aasee“ erarbeitet. Im vergangenen Frühjahr stellte Prof. Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg die Ergebnisse vor. Das Handlungskonzept enthält viele Einzelmaßnahmen – darunter die genaue Auswertung von Messdaten, gezielte Fischerei, verbesserte Ökologie und Siedlungswasserwirtschaft. Das Amt für Mobilität und Tiefbau stimmt die Maßnahmen mit dem Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit ab und setzt sie schrittweise um.   

Vom Hochwasserschutz zu mehr Ökologie 

Der Aasee entsteht durch das Aufstauen der münsterschen Aa, die bei Haus Kump in den Aasee hinein- und an der Brücke Adenauerallee hinaus fließt. Als der Aasee in den 1920er- und 1930er-Jahren entstand und in den 1970er-Jahren erweitert wurde, sollte er ein Rückhaltebecken bilden, das die Innenstadt vor Hochwasser der Aa schützt. Ökologische Aspekte und Wasserqualität standen nicht im Vordergrund – das führte in dem flachen See zu Problemen. Zu viele Nährstoffe, Sedimente aus der Aa, die sich auf dem Seeboden ablagern, und Ufer mit Beton und Wasserbausteinen machten den Aasee anfällig gegenüber Einflüssen aus der Umwelt.

Die bisher umgesetzten und geplanten Maßnahmen aus dem Handlungskonzept sollen das Ökosystem stabilisieren und dessen Widerstandsfähigkeit nachhaltig verbessern. Die Stadt Münster begleitet alle Umgestaltungen am Aasee mit zielgerichteten Monitorings.  

Naturnahe Uferbereiche

Um die Uferbereiche ökologisch sinnvoller zu gestalten, hat die Stadt Münster Steine entnommen. Stattdessen bieten Totholz und Wurzelgeflechte von Schilf und Gehölzen Lebensräume für viele Wasserlebewesen und dienen als Unterstand für jagende Raubfische. Diese sollen den Gesamtfischbestand im Aasee gering halten und das Ökosystem weiter stabilisieren. An der Bastion neben den Aaseeterrassen wurde in einem zuvor strukturarmen Bereich eine Flachwasserzone geschaffen und bepflanzt. Ein grobmaschiger Zaun schützt die Jungpflanzen vor Fraßschäden. Ähnliche Schutzzäune sorgen in anderen Bereichen dafür, dass sich die Ufervegetation natürlich ausbreitet. Weitere Maßnahmen an den Ufern setzen die Fachämter ab September um.

Raubfischpopulation steigern

Die Fischbestandsuntersuchung im Herbst 2022 zeigte, dass sich die Raubfischpopulation gut entwickelt. Der Anteil von Raubfischen steigt, aber der Zielwert von 30 bis 40 Prozent gemessen am Gesamtbestand ist noch nicht erreicht. Um das Raubfisch-Friedfisch-Verhältnis weiter zu steigern, hat der Angelverein „Frühauf“ im Frühjahr vermehrt Raubfische in den Aasee gesetzt, außerdem gibt es künstliche Laichnester für Hechte und Zander. Friedfische wird der Verein in diesem Jahr bei einer gemeinschaftlichen Angelaktion gezielt entnehmen. 

Mehr Sauerstoff am Seeboden 

Zu Beginn des Jahres hatte die Stadt Münster Bereiche des Zookanals zum Teil entschlammt und damit die Fahrrinne für den Wasserbus Solaaris von Ablagerungen befreit. Versuchsweise will sie die Sedimente auf dem Grund des Zookanals mit Luftsauerstoff versetzen. Wegen der tief eingeschnittenen Lage und der üppigen Vegetation findet hier wenig Durchmischung durch Wind statt. In trockenen Perioden bleibt auch der Nachschub von frischem Wasser aus dem Gievenbach aus.

Dadurch entsteht Sauerstoffmangel: Die Umweltbehörde der Stadt Münster wies im vergangenen Sommer kritische Sauerstoffdefizite am Seegrund nach. Gleichzeitig blieb die Situation in den übrigen Teilen des Aasees trotz Dürre und Hitze größtenteils unkritisch. Hat die Sauerstoffbehandlung Erfolg, könnte sie auf weitere Abschnitte des Aasees übertragen werden, um Rücklöseprozesse von Nährstoffen aus dem Sediment zu verhindern.  

Ausscheidungen von Gänsen geben ebenfalls viel Nährstoffe in den See ab. Die Fachleute prüfen derzeit, wie man dieses Problem reduzieren kann. 

Röhricht-Inseln als Lebensraum

2024 wollen die Fachämter schwimmende Röhricht-Inseln im Aasee positionieren. Neben den Uferbereichen bilden sie mit ihrem verzweigten Wurzelsystem einen wichtigen Lebensraum und Fischunterstand. Zudem erhöhen die Inseln die Selbstreinigungskraft des Gewässers. Nach der Vegetationsperiode werden sie gemäht, damit in den Pflanzen gebundene Nährstoffe nicht in den See gelangen. 

Regenfälle liefern viel Frischwasser

Nach dem starken Regen der vergangenen Tage ist viel frisches Wasser in den Aasee geflossen und die Algenkonzentration auf ein unkritisches Maß gesunken. Die Belüfter auf dem Aasee hat die Stadt daher am Dienstag (8. August) vorerst außer Betrieb genommen.

 

Foto: Junge Hechte hat der Angelverein „Frühauf“ in den Aasee gesetzt, um die Zahl der Raubfische deutlich zu erhöhen. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei. 

Foto: Weißfische nehmen die Angler aus dem Aasee, um eine Überpopulation von Friedfischen zu verhindern. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei. 

Foto: Ein Bagger entnimmt Steine aus dem Aasee, damit die Ufer naturnäher gestaltet werden können. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei. 

Foto: An der Bastion neben den Aaseeterrassen gibt es nun einen ökologisch wertvollen Flachwasserbereich. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei. 

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Hechte

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Weißfische

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Bagger am See-Ufer

Bagger am See-Ufer

Flachwasserbereich an der Bastion

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