Münster (SMS) Voraussichtlich im September werden mindestens 14.000 Münsteranerinnen und Münsteraner im Stadtteil Mauritz und einigen angrenzenden Straßenzügen für einen Tag ihre Wohnungen verlassen müssen. In aufwändigen Recherchen haben Kampfmittel-Experten im Auftrag der Stadtverwaltung sechs Kampfmittelverdachtspunkte identifiziert, die nun in einer konzertierten Aktion freigelegt und überprüft werden müssen. In diesem Zusammenhang wird voraussichtlich auch die zumindest teilweise Evakuierung des Franziskus-Hospitals sowie mehrerer anderer Einrichtungen im Stadtteil notwendig sein. Die betroffenen Einrichtungen sind das Klarastift, das Haus Maria Trost sowie der Konvent der Franziskanerinnen von Münster - St. Mauritz.
Wegen der erheblichen Komplexität des Vorhabens hat die Stadt Münster einen Krisenstab unter der Leitung von Stadtrat Wolfgang Heuer einberufen. Heuer leitet auch den Corona-Krisenstab in Münster. Wolfgang Heuer: "Das Ausmaß der notwendigen Evakuierung und der weiteren Sicherheitsvorkehrungen erfordert außergewöhnlich viele vorbereitende Schritte und Maßnahmen, die im Krisenstab abgestimmt und festgelegt werden. In den Stab eingebunden sind neben der Feuerwehr zahlreiche weitere städtische Ämter und auch das Franziskus-Hospital." Die Freilegung und mögliche Entschärfung der so genannten Blindgänger wird mit vorübergehenden Sprengschutzaufbauten, einer großräumigen Verkehrsplanung und Aufenthaltsräumen für eine große Zahl an Menschen sowie der rechtzeitigen Verlegung von Patienten sowie Bewohnern von Pflegeeinrichtungen vorbereitet werden. Das Vorgehen der Stadt wird durch eine gutachterliche Begleitung unterstützt.
"Hinzu kommt das Risiko, dass die geplante Großevakuierung durch eine mögliche Verschärfung der Corona-Lage erschwert werden kann", so Heuer. Dass die Evakuierungsmaßnahmen zusätzlich von neuen Infektionsschutzmaßnahmen begleitet werden, ist heute zwar nicht absehbar. "Gegenwärtig können wir das aber auch nicht ausschließen", so Heuer. Bei einem solchen Szenario werde die Komplexität der Evakuierung noch einmal deutlich steigen, "im äußersten Fall müsste die Kampfmittelmaßnahme verschoben werden", so Heuer. Die aufwändigen Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Die Umsetzung könnte nach derzeitigem Planungsstand an einem Sonntag im September erfolgen.
Der Krisenstab hat am Mittwoch erstmals getagt und einige Festlegungen zum weiteren Ablauf getroffen. Die Stadt Münster wird ab sofort fortlaufend über den Fortgang der Planungen berichten.
Bei den vermuteten Kampfmitteln handelt es sich wahrscheinlich um Weltkriegsbomben der 250- und der 500-Kilogramm-Klasse. Bei der Freilegung von Kampfmitteln dieser Größenordnung schreiben Experten die Evakuierung eines Umkreises von 500 Metern um den Fundort vor. Entsprechend groß wird das zu evakuierende Gebiet, wenn gleich sechs dieser vermuteten Fundorte auf einmal freigelegt werden sollen. "Die sechs Verdachtsfälle liegen alle räumlich nah beieinander im Stadtteil Mauritz.. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, alle sechs Punkte möglichst am selben Tag abzuklären", so Heuer, "mit diesem Vorgehen können wir wahrscheinlich vermeiden, dass in dem Bereich gleich mehrfach evakuiert werden muss." Schwerpunkt der Evakuierungsmaßnahmen wird der westliche Teil des Stadtteils Mauritz sein. Die betroffenen Münsteranerinnen und Münsteraner werden in den kommenden Wochen auf unterschiedlichen Kanälen fortlaufend informiert.
Grafik: Verdachtspunkte in St. Mauritz