(SMS) Der Buchstabe A bringt Glück: In Brüssel gelang dem Stadtmuseum Münster 1982 mit der „Arithmetica“ der erste Ankauf eines Bockhorst-Gemäldes. 1998 griff Museumsleiter Hans Galen in Maastricht erneut beherzt zu und brachte von der niederländischen Kunstmesse „Apollon“ mit, ein bislang unbekanntes, schönes und gut erhaltenes Gemälde des barocken Meisters aus Münster. In den vergangenen 16 Jahren setzte sich das Museum zielstrebig auf die kunsthistorische Spur und erweiterte Stück um Stück seine Sammlung. Heute verfügt es mit über 20 Gemälden und Zeichnungen überhaupt über den größten zusammenhängenden Bockhorst-Bestand. „Johann Bockhorst - ein Maler aus Münster zur Zeit des Westfälischen Friedens“ - unter diesem Titel zeigt das Museum nun die Werke des Künstlers, der inzwischen unbestritten als ein führender Vertreter der flämischen Malerei im Umkreis von Rubens und van Dyck gilt.
Vor 330 Jahren starb Johann Bockhorst, und es jährt sich zugleich zum 350. Mal der Westfälische Friedensschluß. „Anlaß genug für uns, im Museum der Heimatstadt von Bockhorst an den Künstler und an seine Zeit zu erinnern“, so Hans Galen. Ohne die tatkräftige Unterstützung des Vereins Münster-Museum e.V. wäre die Ausstellung indes nicht möglich gewesen. „Er hat den Ankauf mehrerer Gemälde finanziert“, richtete Galen seinen Dank an den Förderverein mit dessen Vorsitzenden Jochen Herwig. 3,5 Millionen Mark hat der Förderverein in den letzen zehn Jahren dem Stadtmuseum für Ankäufe von Objekten zur Verfügung gestellt.
Die Ölgemälde, Skizzen und Zeichnungen - viele von ihnen sind erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen - werden bewußt parallel zur großen historischen Friedensausstellung im Museum gezeigt. 1626, drei Jahre nach der blutigen Schlacht bei Stadtlohn, als das Münsterland bereits die ersten Vewüstungen des 30jährigen Krieges erlitten hatte, ging Bockhorst nach Antwerpen, um sich dort zum Historienmaler ausbilden zu lassen.
Aus halb Europa und gar aus Übersee werden heute die Werke des „Langen Jan“ zusammengetragen. „Aus Wien kommt - mit persönlicher Begleitung - die bislang teuerste Leihgabe für das Stadtmuseum. Es ist ein Gemälde von Anton van Dyck, das Bockhorst darstellt“, erläutert Dr. Axel Schollmeier, der die Ausstellung, unterstützt von Klaus Hoppe, konzipierte. Erkleckliche 3,5 Millionen Mark beträgt der Versicherungswert für den kostbaren Schatz aus dem österreichischen Kunsthistorischen Museum. „New York - Münster“ - diesen Weg nahm eine der jüngsten Erwerbungen des Stadtmuseums, ein um 1640 entstandenes Selbstportrait von Bockhorst. Diese Studie wurde Ende Januar bei Sotheby´s in New York gekauft und ist das einzige inschriftlich gesicherte Portrait des Malers.
Königin Christina empfohlen
Wer war Johann Bockhorst, jener Maler, der Königin Christina für den schwedischen Hof empfohlen wurde? Nur wenige Quellen liefern gesicherte Daten über Leben und Werk. Der Sohn eines münsterschen Bürgermeisters erhält auf dem Jesuitengymnasium, dem Paulinum, seine Ausbildung und wird Kleriker an einer Stiftskirche im Niederrheinischen. Er geht zur Ausbildung nach Antwerpen - über den Fortgang aus Münster ist nichts überliefert - und läßt sich zunächst im Atelier von Jacob Jordaens ausbilden. Der Westfale entwickelt sich in Flandern zu einem gefragten Maler. Religiöse Motive überwiegen zwar in seinem Werk, doch malt er auch für den freien Kunstmarkt. Besonders gefragt sind seine Historienbilder mit mythologischen und allegorischen Inhalten. Als Bockhorst 1668 stirbt, hinterläßt er mit den Versteigerungserlösen seiner Werke eine Summe von 15 000 Gulden - damals eine Summe von gewaltiger Kaufkraft.
Altargemälde für die Martinikirche
Der Maler unterhielt zeitlebens enge künstlerische und freundschaftliche Kontakte mit den bedeutendsten flämischen Malern jener Zeit, Anton van Dyck und Peter Paul Rubens. So ließ die Rubens-Witwe von Bockhorst unvollendet gebliebene Auftragswerke weitermalen. Signaturen auf den Bildern waren damals rar. „Das ist auch der Grund, warum Bockhorst in seinem Wert erst so spät erkannt wurde“, so Axel Schollmeier. „Bockhorsts Malweise, seine Bildkomposition und seine Bildinhalte sind so stark von Rubens und van Dyck geprägt, daß es heute sehr schwierig ist, Werke von seiner Hand sicher zu identifizieren“. Dies gilt indes nicht für die Altarbilder, die Johann Bockhorst für Kirchen in Münster anfertigte. Bockhorst unterhielt auch in Münster ein Atelier. Dort entstand das Altargemälde „Die Messe des Heiligen Martinus“ für die Martinikirche. Soeben vom Stadtmuseum restauriert, ist es jetzt in der Ausstellung zu sehen (Katalog 48 Seiten, zehn Mark)
bis 27. Dezember 1998, Stadtmuseum Münster, Salzstraße 28, täglich außer montags 10 bis 18 Uhr.