17.12.1999

Schätze geborgen und dokumentiert: Ausgrabungen auf der Stubengasse beendet

Archäologen mit historischem Fundgut zufrieden / Beweis: Erste Besiedlung um 1200

(SMS) Drei Jahre lang schaufelten sich Bagger durch die Tiefen der Stubengasse und förderten Archäologen nach und nach historisches Fundgut ans Tageslicht. Schaufel, Spaten, Lupen und anderes Gerät wurde inzwischen zur Seite gelegt - die Grabungen auf dem Parkplatz sind beendet. In wenigen Tagen, sobald die Gräben wieder aufgefüllt sind, steht das gesamte Gelände wieder als Parkplatz zur Verfügung.

Hoch zufrieden zeigt sich das Archäologenteam des Stadtplanungsamtes mit der bisherigen Ausbeute. "Uns ist der Nachweis gelungen, dass die Stadt-Besiedlung auf diesem Areal erst mit dem Bau der Stadtmauer um 1200 einsetzte", bilanziert Stephan Winkler. "Die beiden frühmittelalterlichen Höfe Nerdinck und Eschhues, die Historiker auch auf Stadtkarten diesem Gelände bisher zuordneten, haben hier nicht gestanden", ist sich der Leiter des Grabungsteams sicher. Auch wenn ein geringer Teil der Stubengasse nicht untersucht werden konnte: Die Chancen, dass die beiden Höfe aus dem 8./9. Jahrhundert noch im Boden der Stubengasse schlummern, seien nahezu auszuschließen. "Sie müssen an anderer Stelle im Stadtgebiet liegen", so Stephan Winkler. Ab 1997 lang legten die Mitarbeiter der Denkmalbehörde Siedlungsspuren frei und dokumentierten sie für die Stadtgeschichte. Klosterfundamente aus der frühen Neuzeit waren darunter, mittelalterliche Brunnenanlagen bis zum jüngsten Aufsehen erregenden Fund aus der vorrömischen Eisenzeit des ersten Jahrhunderts vor Christus.

Egal, welche historischen Schätze der Boden frei gab - die Münsteraner waren aufmerksame Zaungäste und später im Stadtmuseum hoch interessierte Besucher der Ausstellung "Vom unterirdischen Münster". "Selbst bei Wind und Wetter strömten sie zu unseren Führungen über das Grabungsgelände", freut sich Stephan Winkler mit dem Team über diese riesige Resonanz aus der Bevölkerung.

Wenn die Bebauung der Stubengasse beginnt, werden die Archäologen ein letztes Mal auf der Stubengasse sein und den Bagger begleiten. Vielleicht, so die Hoffnung, findet man noch den einen oder anderen kleinen Puzzlestein, der das Bild vom mittelalterlichen Leben zwischen Loerstraße und Stubengasse abrundet.