In sechs Abschnitten informiert die Ausstellung des Stadtmuseums über die Geschichte der sozialen Stiftungen in Münster vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Die Inszenierung der Pauperitas, der Verkörperung der Armut, lädt die Besucherinnen und Besucher in die Ausstellung ein. Am Beispiel des mittelalterlichen Gemäldezyklus "Die sieben Werke der Barmherzigkeit" wird allgemein in das Armenwesen eingeführt. Porträtgemälde stellen bedeutende Stifterpersönlichkeiten aus Münster vor. Historische Urkunden und Testamente bezeugen den Rechtsakt einer Stiftung. Auf einem Übersichtsplan sind die einstigen Armenhäuser der Stadt Münster verzeichnet.
Die Schwierigkeit und Herausforderung dieser Ausstellung: Mit den Armenhäusern sind die Objekte aus Einrichtungen der Armenfürsorge verschwunden, die als Medium zur Vermittlung von Geschichte benutzt werden könnten. Wie aber von den Armen und ihren Lebensumständen berichten, wenn fast nichts mehr vorhanden ist?
Um dennoch eine ungefähre Vorstellung vom Leben in einem Armenhaus geben zu können, wurde aufgrund des Inventars der St. Aegidii-Elende von 1523 dessen karge Ausstattung mit Tisch, Stühlen, Regal, Bett und Handtuchhalter nachgebaut. Sie füllt sich mit Leben durch eine Audioinstallation, durch die man mehr erfährt über das Leben in Armenhäusern, ihre Ausstattung, über die Rechte und Pflichten ihrer Bewohner. Als Ergänzung dieser inszenierten Lebenswelt dient eine Diaprojektion. Sie zeigt großformatige Gemälde aus dem Historisch Museum Amsterdam mit zahlreichen Details aus dem Alltag von Armen- und Waisenhäusern.
Eine weitere Besonderheit stellt der inszenierte Krankensaal des Clemenshospitals dar. In Großfotos wird der Bettensaal, der bis ins Jahr 1899 in dieser Form bestanden hat, vorgestellt. Als Original aus dem Bettensaal sind die bis heute erhaltenen Gemälde aus den Bekrönungen der Betten zu sehen, mit Darstellungen der Apostel. Jedes der ehemals 19 Betten war mit einer solchen Kartusche versehen. Erhalten haben sich sechs Gemälde, von denen vier in der Ausstellung präsentiert werden.
Ein Modell stellt die noch heute bestehenden Stiftungen sowie deren Immobilienbesitz in der Stadt dar. Es wurde von der Stiftungsverwaltung mit Unterstützung der Jugendwerkstatt im Jugendinformations- und -beratungszentrum (Jib) erarbeitet. An verschiedenen Beispielen werden die Stiftungsverwaltung, die Stiftungen und ihre Vermögenslagen sowie ihre Aufgaben und Ziele erläutert. Drei Computerterminals bieten den Besucherinnen und Besuchern schließlich die Möglichkeit, sich anhand der Internetpräsentation des Stadtarchivs Münster noch ausführlicher über die Entwicklung des Stiftungswesens von der Vergangenheit bis zur Gegenwart zu informieren (Stadtmuseum, Salzstraße, täglich außer montags, 10 bis 18 Uhr).