29.01.2002

"Der schönste Augenblick ist der Zahltag"

Videoinstallation gibt 217 Industriebeschäftigten aus Münster ein Gesicht

(SMS) Die Videoinstallation ist unbestritten das Highlight in der Stadtmuseumsausstellung "Industrie in Münster". Minutenlang verweilen die Besucher, um den Frauen und Männern - 217 an der Zahl - zuzuhören. Sie sprechen von ihrem Unternehmen, ihrer Tätigkeit und von ihrem schönsten Augenblick am Arbeitsplatz. "Mein schönster Augenblick kommt in zwei Wochen, da gehe ich in Rente...", "Mein schönster Augenblick war die Umwandlung meines Aushilfsvertrags in eine feste Anstellung", oder "Der schönste Augenblick ist der Zahltag".

"Vielleicht sind es diese sehr persönlich gehaltenen Äußerungen, die unser Publikum so faszinieren", meint Ausstellungskurator Dr. Axel Schollmeier. "Die Beschäftigten bleiben nicht anonym, sondern geben ‚Industrie in Münster‘ ein Gesicht". Insbesondere Schulklassen - quer durch alle Stufen nehmen sie die Führungsangebote des Museums wahr - haben die großformatige Monitorwand zu ihrem Lieblingsobjekt erkoren.

Die Idee zu den bewegten Bildern entstand gemeinsam mit dem Künstler Rainer Klaholz, Absolvent der Filmklasse der Kunstakademie Münster, und dem Filmproduzenten Wolfgang Braden. Über 200 Auszubildende, Angestellte und Arbeiter hatten sich freiwillig gemeldet, um vor der Kamera auf drei Fragen spontan zu antworten. "Es entstanden Aussagen, die die Menschen erkennbar werden lassen, die den industriellen Produktionsprozess in Bewegung setzen, gleichzeitig aber auch von diesem geformt werden", unterstreicht Axel Schollmeier.

Rainer Klaholz hat eine Wand von 3 mal 3 Fernsehmonitoren aufgebaut, die in frontaler Ansicht neun Gesichter zeigen. Acht von ihnen sind "eingefroren", die ganze Aufmerksamkeit gilt der einen, sprechenden Person. Diese wird, sobald sie auf die nie zu hörenden Fragen geantwortet hat, durch eine neue ersetzt. Ein anderes Gesicht von den übrigen acht Monitoren beginnt nun zu sprechen. Die Installation ist dadurch in ständiger optischer wie akustischer Veränderung begriffen. 120 Minuten lang.

Noch bis zum 17. Februar wird die Ausstellung mit der Installation im Stadtmuseum an der Salzstraße gezeigt.