Die Schirmherrschaft über die Ausstellung haben Bundespräsident Johannes Rau und der Präsident der Republik Polen, Aleksander Kwasniewski, gemeinsam übernommen. Das Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Haus an der Salzstraße und der Gedenkstätte Majdanek trägt einem verbindenden Gedanken Rechnung: "Nur der gemeinsame Rückblick auf eine trennende Geschichte kann den Boden ebnen für eine gemeinsame Zukunft in Freundschaft", erläutert Kulturdezernentin Helga Boldt. Anstoß für das Projekt gab das zehnjährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Münster und Lublin, wo sich das ehemalige Konzentrationslager befindet. "Es schien mir nahezu eine Verpflichtung für ein Stadtmuseum in Münster zu sein, sich mit diesem Thema unserer gemeinsamen Vergangenheit auseinanderzusetzen", sagt die Museumsdirektorin über ihr Motiv ausnahmsweise nicht die Stadtgeschichte in den Mittelpunkt einer Ausstellung zu stellen.
Bei seinen Fotografien verzichtet Tomasz Samek auf kunstvoll-künstliche Inszenierungen. Er nutzt stattdessen das Tageslicht, so dass bei den Aufnahmen lange Belichtungszeiten notwendig werden. Die Bilder entstanden im Respekt vor den Opfern. Der Fotograf interpretiert mit seiner Kamera nur sehr zurückgenommen, seine Aufnahmen changieren zwischen Dokument und Interpretation. In Aufnahmen von Baracken, blühenden Feldern und wild wuchernder Lagerlandschaft spürt Tomasz Samek – soweit überhaupt möglich – dem Blick der Opfer nach. Großformatig und in Farbe wird der Versuch unternommen, durch Gestaltung und Fototechnik auch jüngere Menschen anzusprechen. Keine historisierende und beruhigende Distanz durch Schwarzweißfotografien, sondern an die Sehgewohnheiten angepasste Farbfotos machen deutlich, dass es sich um den aktuellen Blick auf das Lager handelt. Daneben stellt das Stadtmuseum wenige ausgesuchte historische Fotografien.
Mit der Präsentation "Mitten in Europa – Konzentrationslager Majdanek" soll der Besucher zur Auseinandersetzung mit diesem Teil deutscher Geschichte angeregt werden. Auf ungewöhnliche Weise wird das Thema aus der Vergangenheit in die Gegenwart und damit in das 21. Jahrhundert transportiert: Nicht mit den Mitteln einer historischen Ausstellung, sondern ihrer künstlerischen Umsetzung.
Das Stadtmuseum Münster ist erste Station der Ausstellung, bevor sie ab Juli in der Gedenkstätte Majdanek gezeigt wird. Die Förderung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen haben das Projekt möglich gemacht. Der Zusammenarbeit mit dem Panstwowe Muzeum na Majdanku ist es zu verdanken, dass das Stadtmuseum Münster sie so realisieren konnte.
Zur Ausstellung erscheint ein 236 Seiten umfassender Katalog/Bildband zum Preis von 48 Mark mit 80 Abbildungen, die zum größten Teil ein- und doppelseitig sind. Darüber hinaus bietet das Stadtmuseum Münster ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen und Vorträgen an.