30.08.2001

Von den Gemälden bis zum Deckenstuck: Ein Wohnraum als Gesamtkunstwerk

Stadtmuseum erinnert an Bernhard Pankok / Zimmer im Original rekonstruiert / Unterstützung durch Förderverein Münster Museum

(SMS) Er war Maler, Grafiker, Architekt, er entwarf Möbel, leitete eine renommierte Kunstgewerbeschule, und er zählt zu den bedeutendsten Kunsthandwerkern seiner Zeit in Deutschland: Bernhard Pankok (1872-1943) widmet das Stadtmuseum Münster ein eigenes Kabinett.

Ausgestattet mit den privaten Orginalmöbeln des in Münster geborenen Künstlers gelang dem Museum überdies eine deutschlandweite interessante Rekonstruktion: Bis ins letzte Detail genau wurde der private Wohnraum nachgebaut. Ob Größe oder Proportionen, Farben oder Anordnung des Mobilars - der Besucher in Münster betritt den Wohnraum von Bernhard Pankok aus dessen Sommerhaus im bayerischen Baierbrunn.

Etliche Monate Arbeit in einem Team von Wissenschaftlern, Technikern und Handwerkern stecken in diesem Projekt inclusive maßstabsgetreuer Umsetzung. Wesentliche Unterstützung leistete der Verein Münster Museum, der finanziell bei der Rekonstruktion half. Mehr noch: "Wir haben mit Hilfe des Vereins auch die komplette Innenausstattung des Wohnraumes erwerben und in die Geburtsstadt Pankoks holen können", betonte Dr. Barbara Rommé, Direktorin des Stadtmuseums Münster, vor der Presse. "Zum ersten Mal überhaupt wird dieses Zimmer in der originalen Einrichtung der Öffentlichkeit präsentiert".

Bernhard Pankok setzte wie kaum ein anderer die Idee des Gesamtkunstwerks um. Auch in seinem Sommerdomizil nahe München mit Blick auf das Isartal. Barbara Rommé: "Der Künstler entwarf alles aus eigener Hand: Architektur und Möbel bis hin zu Deckenstuck, Fußleiste und Türklinke". Auffällig an diesem Haus ist die nur acht mal acht Meter kleine Grundfläche. Das minimale Raumprogramm beschränkte sich auf einen kombinierten Wohn-Speise-Raum und Küche im Hauptgeschoss sowie Schlaf- und Waschgelegenheiten im Dach.

Der Betrachter wird beim Betreten des Wohnzimmers im Museum von warmen Farben empfangen. Grün gehalten sind Fußboden und Wände, in gold schimmert die Bordüre. Ein großer Tisch mit sechs Stühlen, Sofas, Regale mit Eckvitrinen, zwei Kronleuchter aus Messing, selbst der Nähtisch mit passendem Stuhl sind so angeordnet wie zu den Lebzeiten des Künstlers. Die schlicht wirkenden, gradlinigen Möbel - sie wurden von den Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk in München ausgeführt - zeigen bereits frühe Strukturen eines Einbaumobilars. Private Gegenstände wie Fernglas und Bücher des Künstlers verleihen dem Kabinett eine persönliche Note.

Bernhard Pankok blieb bis zum Ende seiner Lehrzeit 1889 in Münster. Nach Studien in Düsseldorf, Berlin und München stellt er seine Begabung als Illustrator und Entwerfer auf allen grafischen Gebieten von der Buchkunst bis zur Theaterdekoration unter Beweis. Er gehört zu den führenden Kunsthandwerkern des Jugendstils im gesamten Einrichtungsbereich. Die Verleihung des "Grand Prix" für den Erkerraum auf der Weltausstellung 1900 in Paris ist die internationale Anerkennung und krönt seine Tätigkeit auf diesem Gebiet.

"Der Landschafts- und Portraitmalerei blieb Bernhard Pankok indes sein Leben lang verbunden", so Barbara Rommé. Dank langjähriger Sammeltätigkeit - auch hier unterstützt vom Förderverein Münster Museum - kann das Stadtmuseum einen Überblick über das umfassende Werk geben und eben auch an den Maler Pankok erinnern. Zahlreiche Gemälde, darunter die Landschaftsbilder mit dem immer wiederkehrenden Blick auf das Isartal in Baierbrunn, zeugen von diesem künstlerischen Potenzial.

Und wer angesichts der ausgestellten Puppenmöbel stutzt: Bernhard Pankok ließ Puppenbett und Anrichte en miniatur nach eigenen Entwürfen in hochwertiger Einzelarbeit für seine drei Töchter anfertigen.