"Das ist eine absolute Rarität, denn Münster-Bilder von Modersohn kommen so gut wie nie auf den Markt", ordnet Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé die Neuerwerbung ein. Das Bild erhält im Stadtmuseum einen bleibenden Platz neben dem münsterschen Landschaftsgemälde "Dingstiege I", das Modersohn 1888 gemalt hat. Bis zum 10. November sind dort außerdem zwei Bleistift-Zeichnungen aus dem Fischerhuder Otto-Modersohn-Museum zu sehen, Studien zu einer Frauengestalt und einer Baumgruppe für das Gemälde "Sommerfreuden".
Den Preis von 80 000 Euro für das Bild haben sich die Nordrhein-Westfalen-Stiftung und das Museum geteilt. Herbert Neseker, ehemaliger Präsident der Stiftung, würdigte bei der Vorstellung des Gemäldes das Engagement des Mecklenbecker Geschichts- und Heimatkreises mit seinem Vorsitzenden Karlheinz Pötter. Dieser Kreis startet seit mehr als einem Jahrzehnt immer neue Initiativen, um die Zeitspanne 1874 bis 1889 aufzuarbeiten, in der Modersohn in Münster gelebt und ein eigenständiges Frühwerk geschaffen hat. Pötter führte auch auf die Spur zu einer Familie in Nordeutschland, deren Vorfahren Modersohn das Bild "Sommerfreuden" zur Hochzeit geschenkt hat, - gewissermaßen ein Dankeschön des Künstlers für die Gewährung von Kost und Logis.
Das Gemälde zeigt einen - so der Maler - "herrlichen hellen Sommermorgen" bei Haus Kump, einem westlich von Münsters Innenstadt im Aatal gelegenen Anwesen. Hoch ragen Pappeln in den flimmernden Himmel. Am Fuß der lichtdurchfluteten Bäume sind ziegelrote Gebäude zu erkennen. Eine Brücke über die Aa führt zum Hof. Davor entfaltet sich ein Teppich mit sattem hohem Gras und leuchtenden bunten Wiesenblumen. Eine Frau mit einem Kind auf dem Rücken und eine Ziege werden vom Spiel der Farben umfangen. Das "köstliche Motiv am Kump bei Mecklenbeck" hatte Modersohn 1887 entdeckt. Aus Skizzen und den beiden in Münster gezeigten Studien entstand daraus zwei Jahre später in Öl das große Stimmungsbild.
"Sommerfreuden" repräsentiert den Höhepunkt und Abschluss von Modersohns Frühwerk. Es markiert einen ersten Wendepunkt in seinem künstlerischen Schaffen: weg von der komponierten Ideallandschaft der Akademie, hin zu einer aus unmittelbarer Naturanschauung hervorgegangenen, realistischen Landschaftsmalerei.