Beispielhaft für entsprechende Ansiedlungen nannte sie das bundesweit einzige Gehörlosen-Call-Center an der Rösnerstraße. Darüber hinaus sei in dieser Stadt das Call-Center einer Versicherung installiert worden, das in dieser Größenordnung Pilotcharakter in der gesamten Versicherungsbranche genieße, so die Oberbürgermeisterin weiter. "Münster hat frühzeitig die rasante Entwicklung bei Multimedia erkannt und sich dieser Herausforderung gestellt". Der gute Ruf werde etwa durch die Auszeichnung mit dem "Com!-Award" dokumentiert. Münster hatte im Vorjahr den Titel als "Online-Hauptstadt" noch vor großen Metropolen wie München oder Köln errungen.
Immer mehr große Unternehmen gehen nach amerikanischem Beispiel dazu über, eigene Call-Center einzurichten oder sich bei entsprechenden Betreibern einzumieten. Die Öffentlichkeit setze diese Kundenschnittstelle zwar noch häufig mit dem Begriff Telefonzentrale" gleich. Dennoch seien die Arbeitsplätze, die hier entstehen, keineswegs Billig-Jobs. Marion Tüns: "Alle Analysen und Erfahrungen der nordrhein-westfälischen Call-Center-Offensive zeigen, daß gerade die Frage nach kompetenten und geschultem Personal der entscheidende Punkt ist. Das qualifizierte Personalangebot, das Münster als Hochschulstandort bieten kann, erleichtert den Unternehmen eine Ansiedlungsentscheidung für Münster", erläutert die Verwaltungschefin.
Die Telekommunikation könne Arbeitsplatzverluste bei traditionellen Dienstleistern zumindest teilweise auffangen, neue Arbeitsplätze schaffen und damit den Dienstleistungssektor in Münster sichern und stärken, betont Marion Tüns.
Zur frühzeitigen Profilierung Münsters als Telekommunikationsstandort gründete die Stadt Münster schon 1995 den Initiativkreis Telekommunikation (i-tek). Knapp 40 Einrichtungen der privaten und öffentlichen Wirtschaft aus der Telekommunikationsbranche gehören diesem Kreis an. Auf regionaler Ebene agiert die Koodinierungsstelle Multimedia und Telekommunikation (KOMMTEL GmbH). Sie wurde von der Stadt gemeinsam mit den hiesigen Kammern sowie den Münsterlandkreisen gegründet. Im Vordergrund steht hier die Entwicklung regionaler Strategien zur Umsetzung von Telekommunikationsprojekten. Wie wichtig diese Entscheidungen waren, werde zunehmend deutlicher. Tüns: "Wer die Auffahrt zum Datenhighway verpaßt hat, hinkt hinterher und läßt viele Chancen ungenutzt."